Rock Camp für Mädchen
Hast du auch schon einmal diesen Traum gehabt, diesen Traum vom großen Auftritt? Den Traum, am Schlagzeug zu sitzen, vor dir ein jubelndes Publikum und eine Stimmung, die dir das Adrenalin durch die Adern jagt? JA?! Dann geht es dir wie Caro aus Berlin, die im letzten August am ersten deutschen Ruby Tuesday Rock Camp for Girls teilgenommen und genau das erlebt hat. (Bei allen Blitzmerkerinnen sollte jetzt ein Licht aufgehen, denn Missy hatte dieses Event in der Mai-Ausgabe 2009 angekündigt.)
Das Camp, das vor 8 Jahren in den USA startete und sich allmählich auch den Weg über den großen Teich nach Europa bahnt, betreibt eine andere Art der Nachwuchsförderung als „Deutschland sucht den Superstar“ oder weitere 08/15 Castingshows. Die Idee basiert auf dem feministischen Do-it-yorself- Prinzip. Neben zahlreichen Workshops für selbstgemachte Schrammelmusik und Schreiausbrüche gibt es auch Angebote in DJing. Dabei geht es nicht darum, perfekt Gitarre, Schlagzeug und Co. spielen zu können, sondern vielmehr Spaß zu haben, auf der Bühne loszurocken und so genügend Selbstbewusstsein zu gewinnen, um sich in einer männlich dominierten Musikwelt zu behaupten. Hier findet Ihr einen ausführlichen Erfahrungsbericht der 17-jährigen Camp-Teilnehmerin Caro.

Anfang des Jahres habe ich durch einen Zufall vom Ruby Tuesday e.V. erfahren und war sehr schnell von dessen Idee, mehr Mädchen als aktive Mitglieder in die Musikbranche zu integrieren, begeistert. Sofort entschied ich mich am Camp teilzunehmen. Zusammen mit meiner Freundin Maria, die ich auf einem Avril Lavigne Konzert kennengelernt habe, fuhr ich im August nach Cottbus, in der Erwartung eine lustige, spannende, erlebnisreiche und vor allem musikalische Woche zu verbringen.

Untergebracht waren wir, die 16 Mädchen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Strombad in Cottbus, wo uns genug Platz zum Proben zur Verfügung stand und wir, wie es sich eben für ein echtes Camp gehört, in Zelten schliefen. Ein paar nächtliche Stunden im klammen Schlafsack und auf wackeligen Luftmatratzen sind durchaus auszuhalten, wenn man den Rest des Tages in Proberäumen verbringen kann und zusammen mit der eigenen Band schreibt, komponiert und musiziert.

16 Mädchen im Alter von 10 bis 16 Jahren – konnte das gut gehen? Ging gut, wirklich! Alle haben sich trotz des Altersunterschiedes gut verstanden, es gab keinen Konkurrenzkampf und keine Zankereien wie sie unter Mädchen im pubertären Alter durchaus mal vorkommen können. Die Musik war das, was alle zusammenschweißte und worüber andauernd geredet wurde. Natürlich waren wir dort nicht auf uns allein gestellt – zehn Coacherinnen, sowie mehrere „Gastcoaches“ (u.a. Kat Frankie und Masha Qrella) standen uns mit Rat und Tat zur Seite. Sobald wir Hilfe bei einem Song brauchten und nicht mehr weiter wussten, eilte jemand zu uns und gab uns Anregungen, wie man das Lied weiter gestalten könnte.

Die Vielfalt der angebotenen Workshops zeigte zumindest mir ganz neue Seiten der Musik auf. Ich fand heraus, dass Bass-Gitarre ja doch echt cool ist, man einen tollen Song nur aus Geräuschen machen kann, habe das Schlagzeug spielen, sowie sämtliche Effektgeräte für E-Gitarren für mich entdeckt und verstehe nun die Wege der Soundtechnik. Sehr gerne erinnere ich mich auch an den „Schrei“-Workshop zurück – danach war ich furchtbar heiser und hatte Bauchschmerzen, weil ich so viel gelacht habe. Bis heute weiß ich nicht, was ich falsch gemacht habe und warum ich mich beim Schreien wie ein kleiner bockiger Kläffer angehört hab.

Außerordentlich toll war es, 24 Stunden am Tag von Musik umgeben zu sein und immer wieder neue Dinge dazu zu lernen. Hatte man mal „Pause“, so saß man letztendlich doch wieder im Proberaum und jammte mit den neugewonnen Freundinnen. Der wohl aufregendste Moment für uns alle war das Abschlusskonzert. Dies fand am letzten Tag des Camps statt und Familien und Freunde der Teilnehmerinnen kamen, um sich anzuhören was ihre Mädchen in den letzten sieben, viel zu kurzen Tagen gemacht haben. Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist innerhalb von einer Woche mit Musikanfängerinnen ein Abschlusskonzert mit vielen tollen selbst geschrieben Songs zu organisieren.

Die Auftritte der vier Bands „Parkplatz“, „Naked Feet“, „Telefonzellen-Girls“ und „Emcies“ waren vielleicht nicht perfekt, aber dafür hatten wir alle einen riesigen Spaß und haben bewiesen, dass auch Mädchen die Bühne rocken können.

Das größte Kompliment für mich persönlich war, als ich Jana und Jule, zwei Coacherinnen, die mir neben den anderen, besonders ans Herz gewachsen sind, beim Auftritt „meiner“ Band – EMCIES – auf einer Bank vorm Mischpult stehen sah und sie unseren Song mitgesungen haben.

Jetzt, knapp drei Monate nach dem Camp, spiele ich nach wie vor Gitarre und spare auf einen Bass und/oder ein (E-)Schlagzeug. In einer Band spiele ich momentan nicht, was allerdings zeitlich begründet ist.

Die Zeit im Ruby Tuesday Rock Camp for Girls, hat mich motiviert mehr Musik zu machen und nicht aufzugeben, wenn wieder einmal nur Männer auf der Bühne zu sehen sind und die Frauen mal wieder die Rolle der knapp bekleideten Tänzerinnen übernehmen – denn ich weiß, dass wir Mädchen und Frauen genauso laut sein und rocken können wie unsere männlichen Mitmenschen.

HÖRPROBEN gefällig?! Dann klickt euch auf www.rubytuesdaymusic.de und hört euch die entstandenen Songs der Mädchen an!