taketheselies-rahmen-220x3007Der März ist im amerikanischen Fernsehen ein Monat des Aufbruchs; neue Serien starten, andere tauchen aus der Winterpause wieder. Aber bevor ich mich diesen widme, schnell noch mal ein Rückblick über meine liebsten Serien der Midseason 2010:

Der Montag

Nach der wirklich schlechten vierten und ganz schön schwachen dritten Staffel, hat die fünfte Staffel How I Met Your Mother wieder Spaß gemacht. Statt Friends-ähnliche Plots zu stricken, wurde das Sitcomformat endlich wieder als Klammer und nicht als Erzählform genutzt. Selbst Barneys (Neil Patrick Harris) und Robins (Cobin Smulders) Beziehung wurde gut ein- und dann wieder ausgefädelt. Keine Rachel- und Ross-Gefahr! Absoluter Höhepunkt: Barney‘s „Suit Up“-Musicalnummer zur hundertsten Folge. Nur die Thanksgiving-Folge konnte nicht an die Slapsgiving-Highlights vergangener Staffeln anschließen. 

Die College-Serie Greek hat sich über die letzten drei Staffeln vom Guilty Pleasure zur Lieblingsserie entwickelt. Sorority-Girls, die sich mit Geeks anfreunden, die wiederum endlich was erleben wollen. Was in der ersten Staffel wirklich noch Klischee und langweilige Plots bedeutete, hat sich stetig zu einer spannenden, wenn auch ruhigen Serie mit den liebenswertesten Charakteren in der amerikanischen Fernsehlandschaft entwickelt.

Castle ist eine völlig unterschätze Mystery-Serie. Ein glitzernd-düsternes New York ist die Kulisse für die schönstinszenierten Todesfälle und ihre Ermittlungen. Nathan Fillion (Dr Horrible‘s Sing-Along Blog, Firefly) als erfolgreicher Schriftsteller Rick Castle begleitet, anfangs noch zu Recherchezwecken, die kaltschnäuzige, smarte Detective Cate Beckett (Stana Katic). Nathan Fillion ist sicherlich in der Lage wirklich jede Serie zu retten, aber Castle ist tatsächlich viel besser als sein Ruf.

„Who is afraid of Patty Hewes?“ hätte der Titel der Serie Damages auch lauten können. Patty Hewes selber ist in der dritten Staffel nicht ganz so furchteinflößend und mysteriös wie in den ersten beiden, aber trotzdem ist die aktuelle die bisher stärkste. Der Fall, eine Art Bernie Madoff Rip Off, ist verstrickter als die vorhergegangenen und Pattys Beziehung zu Ellen Parsons (Rose Byrne) spielt nicht mehr eine so dominante Rolle. Vielleicht kann Ellen in der vierten Staffel ja auch sterben oder wegziehen? Dann wäre Patty zwar endgültig ganz alleine, aber ich bin mir sicher: für sie gibt es schlimmeres.

In so mancher voreiligen Kritik wurde die neue CW-Serie Life Unexpected als würdiger My So-Called Life-Nachfolger bejubelt. Vielleicht erinnern die Farben, der zitierte Grunge-Look ein wenig daran und vielleicht ist Three Rivers, Pennsylvania ähnlich trostlos wie Portland, Oregan. Doch im Gegensatz zu My So-Called Life bewegen sich die Figuren hölzern wie auf einem Spielbrett. Die Story bietet aber Möglichkeiten: Die sechzehnjährige Lux findet ihre biologischen Eltern nachdem sie in Pflegefamilien aufgewachsen ist. Diese hatten sie, damals selber 16 Jahre alt, zur Adoption freigegeben und haben dementsprechend mittlerweile nichts mehr miteinander zu tun. Bis jetzt sind die Erwachsenen-Erzählstränge leider viel lustiger als die der Teenager. Ein bisschen blöd für eine Teenieserie.

Der Dienstag

Ich pflege eine Hassliebe zu White Collar. Matt Bomer (Traveler, Chuck) spielt den Schöngeist, Filou und Kunstdieb Neal Caffrey mit Ironie, Understatement und einer würdigen Altmodigkeit. Tim DeKay als Agent Peter Burke ist überhaupt einer meiner liebsten FBI-Agenten. Beide haben gemeinsam eine so tolle Dynamik, dass sie die Serie über weite Teile tragen können. Leider ist die darum gestrickte Geschichte (Neal muss seine Freundin Kate finden, das aber funktioniert als FBI-Berater mit Fußfessel nur mit Komplikationen) sehr blutleer. An die Fälle der Woche kann ich mich ebenfalls nicht mehr wirklich erinnern. Mal sehen, was dann in der zweiten Staffel, die schon bestätigt wurde, passiert.

Über Modern Family hab ich ja schon das eine oder andere Mal geschrieben. Großartige One-Liner, Jay Prichett of Al Bundy-Fame als Familienoberhaupt, saukomische Kinder und trotzdem: Modern Family ist keine gute Serie. Wenn alle aufeinander treffen, wird es cheesy statt lustig. Nicht die beste Voraussetzung für eine Comedyshow.

Mit Cougar Town, auch das habe ich schon öfter erwähnt, verhält es sich genau andersherum: Die Serie hätte ohne weiteres die große Blamage für Courtney Cox (Friends, Dirt) werden können, wäre die Serie weiter um ihren Charakter Jules und deren Jagd nach einem jungen Mann herum gestrickt gewesen. Stattdessen wurde sich relativ schnell auf den komplett gut besetzten Cast konzentriert, die außerdem alle untereinander eine gute Chemie haben und jeder für sich sehr schrullig ist. Cougar Town ist nicht die beste Comedyshow, aber viel zu gut um weiterhin diesen beknackten Titel zu tragen.

Der Mittwoch

Dass ich The Vampire Diaries immer noch schaue, ist nur meiner absurden Sucht nach Teen-Shows geschuldet. Zwei Vampirbrüder, einer böse, einer gut, beide verliebt in ein Elena (Nina Dobrev), die aussieht wie ihre ehemalige Vampirgeliebte. The Vampire Diaries ist nicht so schlecht wie ich die Twilight-Filme vermute, aber auf Grund der Klischeegeschichten auch nicht gerade der große Buffy-Nachfolger. Langsam verdichten sich die Geschichten und die einzelnen Figuren bekommen mehr Profil. Ich hoffe also auf eine viel bessere zweite Staffel, damit sich das Schauen der ersten noch rentiert.

Streng genommen gehört Fringe nicht in diese Aufzählung, weil die beste aktuell laufende Science Fiction-Serie schon im Herbst angelaufen und in der Midseason in die Pause gegangen ist. Also fasse ich mich einfach kurz und predige: Schauen!

Der Donnerstag

Caprica scheint eine ganz gute Welt zu sein: Es gibt schwule Mafiosi, astreine Scifi-Archtitektur, gemischt-geschlechtliche Beziehung in sämtlichen Kombination, man darf überall rauchen und die Jugendlichen flüchten sich mithilfe der Holoband-Technik in die virtuelle Welt New Cap City. Dann explodiert ein Zug, zwei Männer verlieren ihre Töchter, Schuldige werden gesucht, die virtuelle Welt vermischt sich zunehmend mit der Realen und die ersten Cylon-Prototypen werden gebaut. Im Gegensatz zu Battlestar Galactica, als dessen Spin-Off Caprica fungiert, ist die Stimmung seifenoperhaft. Trotzdem jetzt schon eine meiner liebsten neuen Serien. Aber wie sollte das auch anders sein, die wunderbare Jane Espenson (Buffy, Dollhouse) ist ja für die Story mitverantwortlich.

Friday Night Lights vierte Staffel war auch die stärkste der Serie bis dato. Alle Softspots der Serie, die sich um die fiktive, Highschool-Football-verrückte texanische Stadt Dillon dreht, haben sich erledigt seit die Taylors auf der armen Seite der Stadt agieren und die Probleme nicht mehr bloß die von aktuellen, reichen Cowboys sind. Tamy Taylors Abtreibungsplot (mehr verrate ich hier mal nicht) war sehr stark. Und wenn ich groß bin, werde ich sowieso Coach Taylor. Das nervöse Kratzen am Kopf habe ich jedenfalls langsam drauf. Außerdem sind die beiden Riggins-Brüder das beste Comic-Duo seit Dick und Doof.

Wie der TV-Addict immer sagt: Community is the best show on tv that you are not watching. Sollte man aber mit anfangen, wenn man es noch nicht getan hat. Community ist die stärkste Comedyshow der Season, und die witzigste Serie seit es 30 Rock gibt. Sechs aus unterschiedlichen Gründen gescheiterte Menschen gründen eine Study Group im Community-College. Nerdhumor, ausufernde Geschichten und die überdrehtesten Referenzen seit es Fernsehen gibt, sind die Argumente zu schauen. Wer sonst noch welche braucht: JoeMcHale of The Soup-Fame und Chavy Chase!

Der Sonntag

How to Make It In America ist ein schwieriger Fall. Die Serie ist stylish und hat einen guten Flow, ist aber so offensichtlich auf dem Reisbrett entworfen, dass man nicht drüber hinweg sehen kann: Drei New Yorker Jungs, einer jüdisch, einer Latino, einer Afroamerikaner (der zudem noch von Kid Cudi gespielt wird) und ihre angesagten Freundinnen, die Models sein könnten, versuchen es in der Modebranche zu schaffen. Der Titeltrack „I need a Dollar“ ist hitverdächtig, leider hört die Cobrasnake-Ästhetik aber nicht beim Vorspann auf. Es könnte trotzdem klappen mit dieser Serie: Wenn die Macher nicht nur drauf vertrauen, dass das tolle New York-Feeling die Story tragen kann und in Sachen Geschichtenerzählen endlich die Zügel locker lassen.

Nachtrag: Serien, die mir wirklich gar nicht gefallen wie zum Beispiel Human Target, Flash Forward oder V hab ich hier einfach weggelassen. Bei anderen Serien, wie Breaking Bad, bin ich mit dem Schauen noch nicht hinterhergekommen, bespreche sie also lieber zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe.