piratenweib-rahmenOder warum Al Bundy mit mir kein Geschäft machen wird …

Jetzt kommt schon wieder der Winter (Bei uns hat´s sogar schon geschneit!) – und damit das ewig gleiche Problem der passenden Schuhe für diese vorwiegend unangenehme Jahreszeit. Bei Matsch, Schnee und Eis braucht mensch dabei vor allem eines: Grip. Wirklich, es verhält sich genau wie beim Auto: Am besten kauft man gute Winterreifen bzw. Winterschuhe mit kräftigem Profil, damit mensch beim Weg wohin auch immer, nicht ins Straucheln gerät.

Da nun meine Treter aus dem letzten – oder war´s vorletzten? – Winter ausgedient haben, machte ich mich vor einigen Tagen auf den Weg ins Schuhgeschäft meines Vertrauens.

Todesmutig stürze ich mich ins Getümmel. Auf den ersten Blick sehe ich, dass es natürlich nicht genug Sitzgelegenheiten zum bequemen Anprobieren der Schuhe gibt. Args. Gleich vorn sind die Regal für Damenschuhe. Dort sehe ich die meisten Köpfe, d.h. Kundinnen oder solche, die es werden wollen. Das kann ja heiter werden!

In der ersten Regalreihe stehen die supermodernen Treter – Stiefel oder Stiefeletten mit Absätzen nicht unter 8 cm lichter Höhe und 5 mm Durchmesser. Dazu spiegelglatte Kunststoffsohlen.

High Heels

High Heels (Bildquelle: Rike / pixelio.de)

„Naja. Wer´s mag …“, denke ich und husche gleich weiter in die nächste Regalreihe. Dort allerdings das gleiche Bild – nicht so viel Plüsch, Fell, Lack und Nieten, aber was die Alltagstauglichkeit der Stiefel angeht – ein glatter Reinfall. Und zu einem solchen würden die Dinger wohl auch auf einer vereisten Straße führen.

Auch die dritte und vierte Regalreihe sind nicht ergiebiger. Sollte wirklich mal ein paar dabei sein, das auch nur entfernt für mich in Frage kommt, ist garantiert nicht die passende Größe auf Lager. Dummerweise trage ich Größe 39/40, so wie ca. 75% aller Frauen. Die einzigen Schuhe, die mir passen, sind hässliche Omatreter im 1960er Jahre Design mit Durchbruchmuster (geradezu ideal im Winter …) und ein paar Stiefel im Bikerlook mit profilierter Sohle. Allerdings – es ist nur noch ein Stiefel in meiner Größe vorhanden, der zweite dazu gehörige leider nicht auffindbar. Args.

Genervt stehe ich im Mittelgang des Geschäfts und überlege, was nun. Da fällt mein Blick auf die gegenüberliegende Seite des Ladens. Dort stehen die Herrenschuhe. Und was für tolle Schuhe: Aus Leder, warum gefüttert, modern geschnitten, für normale Füße passend, Größe 40 ist im Überfluss vorhanden und – absolut wintertauglich. Hurra!

Ich ignoriere die misstrauischen und irritierten Blicke von anwesenden Damen, Herren und Schuhverkäufer_innen, setze mich auf eine freie Probierbank und schwelge in – ja, in Herrenschuhen! Klasse. Da sind so viele zur Auwahl, dass ich mich kaum entscheiden kann. Aber ich treffe meine Wahl und verlasse das Geschäft mit zwei günstigen, bequemen und schicken Paaren. Da auch nur wenige Männer anwesend waren, ging das ganze Probieren und Auswählen flott und ungestört von statten. Ich  glaube zwar nicht, dass mir das mit Sommerschuhen genauso gelingen wird, denn die Birkenstocksandalen, die als Herrensandalen verkauft werden, sind dann doch nicht so meins – aber im Winter lasse ich die Damenabteilung in Zukunft rechts liegen und wende mich gleich nach links – in die Herrenabteilung.

Warum, zum Teufel, gibt es für Frauen im Winter nur Schuhe, mit denen kein Mensch laufen kann? Schuhe, mit denen jeder Schritt ins Freie zu einem schweren Unfall führen kann? Und wie, zum Henker, soll Frau mit solchen Absätzen Auto fahren oder gar einer Straßenbahn hinterher rennen?

Oder ist das Ganze eine perfide Machtdemonstration, die Frauen zeigen soll: Ihr könnt nicht weglaufen! Versucht es gar nicht erst!

FOTO: Beine Highheels Wanderung Sexy

Foto: bilder.n3po.com

Ich bevorzuge jedenfalls Menschen, die mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen, sozusagen „geerdet“ sind, statt nur auf Zehenspitzen hilflos herum zu balancieren. „Mädelz, warum zieht ihr sowas an?“, hätte ich den Frauen im Schuhgeschäft gern zugerufen. Okay, vielleicht sehen eure Beine mit diesen Mordwaffen 5 cm länger aus, aber wozu ist das gut? Wollen eure Freunde und Männer das wirklich? Mögen die das haltsuchende Mädchen, die hilflos staksende Frau an ihrer Seite tatsächlich? Wenn ja, warum?

Ich glaube, das ist etwas, was ich nie kapieren werde. Es ist ja gut und recht, sich zu besonderen Anlässen, zum Ausgehen mal sexy zu kleiden, aber das ist doch für den Alltag unbrauchbar. Oder liege ich da komplett falsch? Ist das eine Altersfrage? Vielleicht könnt ihr, liebe Leser_innen, mir die „Faszination High Heel“ erklären?