Wir lieben unsere Smartphones und Laptops. Ohne sie wäre unser „Feminismus 2.0“ nicht möglich. Das Problem ist nur: Die Laufwerke und Bildschirme der Geräte, mit denen wir unsere Emanzipation vorantreiben, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Frau gefertigt worden, deren Leben von Emanzipation, Würde und Gewaltfreiheit weiter kaum entfernt sein könnte.

Schätzungsweise 90 Prozent der FabrikarbeiterInnen in der chinesischen Elektronikindustrie, wo ein Viertel der heute weltweit verkauften Computer hergestellt werden, sind Frauen. Auch in Taiwan, Malaysia, Indonesien, Mexiko und Indien, den anderen wichtigen Produktionsstandorten, machen sie mehr als die Hälfte aus. Die meisten dieser Frauen sind Wanderarbeiterinnen, viele ohne jede rechtliche Absicherung. Die Löhne liegen unter dem Existenzminimum, gearbeitet wird zehn bis zwölf Stunden am Tag, gewerkschaftliche Organisation ist verboten.

In den Zonen südlich der mexikanischen Grenze, wo junge Frauen die Drecks- und Fleißarbeit der US-Computerbranche erledigen, ist die Situation besonders krass. Die Mädchen sind hier oft erst 13, 14 Jahre alt, wenn sie aus ihren Dörfern kommen. Sie leben in Slums, wegen der niedrigen Löhne sind viele von ihnen zusätzlich zur Prostitution gezwungen, sexuelle Gewalt prägt den Alltag. Seit Ursula Biemann vor zehn Jahren die Situation in dem Film „Performing The Border“ dokumentierte (zu sehen auf YouTube), hat sich hier wenig gebessert.

Um auf die Missstände hinzuweisen, hat eine Koalition europäischer NGOs nun eine Kampagne gestartet, mit der sie den Druck auf öffentliche Einrichtungen erhöhen will. Diese sollen ihre Marktmacht nutzen, um Apple, Hewlett-Packard und Co. dazu zu bewegen, die Bedingungen in den Zulieferfirmen zu verbessern. 2700 Menschen haben die Petition bislang unterschrieben, 5000 sollen es werden. Ganz so einfach ist es aber wohl auch nicht: Die Cyberfeministinnen Faith Wilding und Maria Fernandez haben bereits Ende der 1990er-Jahre darauf hingewiesen, dass wir es uns zu leicht machen, wenn wir nur auf die Unterdrückung der armen, ungebildeten „Schwestern“ in der „Dritten Welt“ hinweisen. Auch im Westen sind wir noch weit von gleichen Löhnen und gerechter Arbeitsteilung entfernt. Wir hängen alle mit drin – wir IT- und Kulturarbeiterinnen an diesem, die Fließbandarbeiterinnen am anderen Ende. Will sagen: Es wäre an der Zeit, dass wir das Nachdenken darüber fortsetzen, wie eine feministische Kampagne aussehen könnte. Wir eröffnen die Diskussion.

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