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zOSCH!, also Maike, Tobi, Martina, Anike und Roland, wohnen in Köln und in Recklinghausen und haben in den letzten fünf Jahren ungefähr jedes AZ,  AJZ, AKZ, JZ, JUZ und JKZ bespielt, dass es in Deutschland so gibt und auch drumrum schon einiges abgegrast. Und eine Ende ist noch lange nicht in Sicht.

Jetzt gehen sie erstmal auf Russlandtour um dann im Sommer mit neuen Ideen die nächste LP aufzunehmen. Das ist dann, nach der s/t LP von 2009 schon die zweite. Mit der „s/t“ 7inch von 2010 und zwei CDs („ta gueule“ von 2007 und der Demo aus dem gleichen Jahr) ist die Releaseliste dann komplett! Auf zwei Samplern kann man zOSCH! übrigens auch noch hören.

zOSCH! machen gute Musik, spannende Texte und schöne Artworks. Genug Gründe also für ein Interview…

Dieses Jahr feiert ihr fünften Geburtstag! Erstmal herzlichen Glückwunsch dazu!

Ja, danke! 5 Jahre klingt irgendwie viel, in Wirklichkeit kommt uns das aber gar nicht so „alt“ vor… solange wir immer noch unterhaltsame Fahrten und nette Abende mit tollen Menschen haben, kann das ruhig noch ne Weile so weitergehen.

In den vergangenen Jahren durftet ihr euch viele Vergleiche und Analogien anhören: Le Tigre und Bikini Kill, Slime, Epoxies, VCR. Eure Musik wird als Wavepunk, Riot Grrrl-Dance-Punk und Elektro-Kram beschrieben. Wo ordnet ihr euch ein?

Hm, das ist ja immer so ne Sache mit der fremden und der eigenen Einordnung. An sich sind Vergleiche ja total spannend, hinken aber unserer Meinung nach dann doch schon mal hin und wieder. Die Richtung Elektro-Punk ist für uns eher „Elektro mit Punk-Attitüde“ und dazu sind wir einfach nicht elektro genug. Da unsere Besetzung mit Synthie dann aber doch immer wieder Thema ist, würden wir unsere Musik eher als Punk mit Synthies beschreiben. Damit fühlen wir uns wohler.

Für all diejenigen, die euch noch nicht kennen: Ein paar eurer Songs können kostenlos runter geladen werden und auf diversen Web 2.0 Plattformen (Myspace, Facebook) können Interessierte auch eure Musik anhören. Wie wichtig ist das Internet für euch als Band?

Durch das Internet wird unsere Musik einfach für viele Menschen hörbar. Raum, Zeit und Geld spielen keine so große Rolle mehr und das finden wir natürlich gut.

Wir nutzen es als Plattform und Kontaktmöglichkeit, über die wir auch 99,9% unserer Konzerte buchen. Und das ist toll, denn so sind wir schon an vielen wunderbaren Orten gewesen, an die wir sonst niemals rangekommen wären. Das wäre natürlich auch ohne Internet gegangen, aber mit ist es dann doch einfacher…

Das Netz hat sicher auch einen Beitrag dazu geleistet, dass ihr international gemocht werdet. Die eine oder andere Europatour habt ihr hinter euch, jetzt steht eine Tour durch Russland an! Wie wichtig ist es euch, dass das Publikum eure Texte versteht? Immerhin singt ihr ja auf deutsch, englisch und französisch!

Mit der Sprache versuchen wir lediglich das zu formulieren, was wir sagen möchten.

Die Texte sind nicht dreisprachig, damit nur diese ausgewählten Menschen die Texte verstehen, sondern sie sind so wie sind, weil es so einfach passt. Als Band haben wir große Lust daran Musik zu machen die uns gefällt und freuen uns riesig darüber, wenn das auch andere Leute gut finden, die sich dann mit unserer Musik und mit der darin liegenden Aussage beschäftigen.

Ihr seid in den letzten Jahren viel unterwegs gewesen. Wo habt ihr bisher die erfreulichste und vielleicht überraschendste Resonanz bekommen?

Irgendwie hatten wir schon so einige erfreuliche Momente, die bisher allesamt total unvorbereitet und unerwartet kamen. Oftmals bringen wir im Line-Up eine gewisse Abwechslung ins Spiel, die einige vor dem Konzert mehr oder minder stark zweifeln lässt… Und wenn dann diese skeptischen Menschen auf einmal mittanzen oder mitten im Nirgendwo Leute die Texte mitsingen, das ist toll.

DIY ist ein Stichwort, das einem bei zOSCH! direkt in den Kopf kommt. Eure Veröffentlichungen laufen über DIY-Labels und auch euren Merch macht ihr zum Teil selbst. Regelmäßig habt ihr zum Beispiel extrem schöne Taschen. Ihr bedruckt und näht die komplett selbst. Wer von euch ist der Vögelchen-Fan und warum ist es euch wichtig, den Kram selbst zu machen?

die aktuelle 7 (2010)
Die aktuelle 7" (2010)

zOSCH = Vogelfan, vor allem die Buchfinken habens uns angetan. Sobald wir dann eines Tages endlich mal den Gesang eines Buchfinken von dem Morgenruf eines Rotkelchens unterscheiden können, sind wir raus aus dem Musikbusiness. So lange gestalten, bedrucken und nähen wir aber schön unsere Sachen noch selbst. Immerhin machts ja Spaß und wir können immerhin einen Teil unserer Multi-Kompetenzpalette mit einbringen… also zumindest können wir dafür sorgen, dass der Vogelpart immer ordentlich vertreten ist.

Jetzt geht es auf Russlandtour. Habt ihr euch irgendwie vorbereitet? Höflichkeitsfloskeln auf Russisch gepaukt, oder die kyrillische Schrift ein bisschen gelernt?

Ja, die Russlandtour steht quasi vor der Tür und die Reiseführer liegen somit quasi auf den Nachttischen… Wir können sehr froh sein, dass wir in Russland von Freunden empfangen werden, denn für Schrift und Sprache bräuchten wir, wenn wir alleine unterwegs wären ein riesen Text+Bild-Auffassungsvermögen. So können wir uns auf die schönen Seiten der Sprache konzentrien und uns mit ya ljublju, Schimpfwörtern und einem Kinderlied im Sprachgepäck vergnügen.

Wie wird das wohl sein, in einem Land zu spielen, in dem keine Pressefreiheit herrscht und in welchem die Neo-Nazi-Aktionen grad kein Ende zu nehmen scheinen? Wirkt ja erstmal nicht sympathisch…

Nein sympathisch ist das ganz und gar nicht, sondern eher beunruhigend und beängstigend. In jedem Fall wird die Reise eine krasse Erfahrung werden, denn hier im wohlgeordneten Europa sitzend ist es kaum vorstellbar, dass man mit Leib und Leben für seinen Freiraum kämpfen muss. Wir haben großen Respekt vor diesen Aktivitäten und möchten in gewisser Weise die linken Strukturen unterstützen.

Wir sind also sehr gespannt und haben großes Vertrauen in die Leute in Russland, die uns eingeladen haben.

Ihr macht die Band alle neben Jobs und Uni und dem Kram, der eben so ansteht. Ist es euch wichtig, dass es so klein und DIY bleibt, oder darf es auch noch ein bisschen mehr sein?

Dürfen darfs immer, so lange es uns noch gefällt. Wichtig ist es eben, dass wir bei den Konzerten was von den BesucherInnen haben, ansonsten könnten wir ja auch einfach im Probraum bleiben. Uns ist’s schon wichtig wo wir sind und mit wem, daher auch DIY. Einfach die Kontrolle haben, selbst über alles bestimmen und entscheiden können. Wir haben bisher nie bewusst versucht das ganze in irgendeine Richtung zu steuern. Es ist alles einfach passiert, und das ist sehr gut so, gewissermaßen ein natürlicher Prozess. Die Band hat für alle im Moment Priorität, deswegen haben wir auch in den letzen 3-4 Jahren äußerst gerne unseren kompletten Jahresurlaub mit zOSCH verbracht.

Dann wünsche ich euch noch viel Spaß in den nächsten fünf Jahren und freu mich darauf, euch demnächst mal wieder live zu sehen. Zum Beispiel hier:

15. April Köln (AZ)

17. – 24. April Russland (genaue Dates sind auf den genannten Social Networks zu finden)

13. Mai Münster (Ladyfest)

04. Juni Hamburg (Störtebeker)

17. Juni Köln (Club Scheiße / 5 jahres Geburtstag)

15. Juli Darmstadt (Oettinger Villa)

und

16. Juli München (Kafe Marat).

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