Kennt ihr diese Tage? An denen die Welt grau und fad scheint und ihr euch fragt „Warum?“. Wenn wieder irgendwo eine Frau geschlagen wurde, wieder ein Vater seinem Kind entzogen, wieder ein Model an Magersucht erkrankt, wieder ein 80h-Arbeitswoche-Herzinfarkt eine Familie zerstört, wieder ein Mensch auftaucht, der euch vorwirft, ihr seid (indirekt) schuld an allem? Weil ihr euch zum Feminismus und/oder zur Idee der Gleichberechtigung bekennt?
Dann hier mal ein paar Sachen, die mir in solchen Momenten helfen. Die mich aufbauen und mir wieder deutlich machen, wofür ich mich einsetze und dass es doch etwas bringt!

  1. Meine Motivationswand
  2. Der Mensch an meiner Seite. Der mir einfach sagt und zeigt, dass es geht – dass die Grenze nicht zwischen den Geschlechtern verläuft, sondern zwischen Ideen und Vorstellungen einer „guten Welt“. Der mit mir ausprobiert eine gleichwertige und gleichberechtigte PartnerInnenschaft zu leben.
  3. Als ich mich letztens frustriert aus einer Diskussion und einem Blog zurückzog, verabschiedeten mich die dortigen (mehr oder weniger) bekennenden Männerrechtler, Maskulisten und Feministinnen. Freundlich. Mit teils ein bisschen Wehmut. Es ist dann doch immer wieder schön zu erfahren, dass Austausch auf einer sachlichen und nicht persönlichen Ebene passieren kann. Auch mit Menschen, von denen ich das erst nicht gedacht hätte.
  4. Zwei oder mehr Menschen. Die miteinander glücklich sind. Oder glücklich sein wollen. Die mir zeigen, dass es eigentlich um Liebe, nicht um Hass geht. Dass alle ein besseres Leben wollen.
  5. Gespräche und Treffen mit Menschen, die mich so akzeptieren wie ich bin und wie ich sein will. Die ich so akzeptiere wie sie sind und wie sie sein wollen. Dann bilden wir Knuddelhaufen oder springen mit Klamotten in einen See oder laufen im Hochsommer nachts durch verlassene Straßen und singen laut Weihnachtslieder. Und sind einfach ein bisschen verrückt.
  6. Kinder aller Art. Das Strahlen in ihren Gesichtern. Die Unbekümmertheit, mit der gerade die Kleineren an Aufgaben heran gehen. Babys, die auf rosa Strampler genauso spucken wie auf grüne oder blaue. Kleine Prinzessinnen, die morgen Piratinnen sind. Kleine Bauarbeiter, die morgen Kuscheltierwärter sind.
  7. Post-Sexismus leben: „Man kann die Ignorant_innen als das bezeichnen, was sie sind, und damit stehen sie nicht mehr implizit für die ganze Gesellschaft. Sie sind nur noch ihre eigenen Dummköpfe.“
  8. Mich mit Menschen (s. Punkt 5) und Orten umgeben, die ein Stück meines Traumes leben. Männer, die sich die Nägel lackieren und in Röcken zur Uni gehen. Frauen, die das auch tun. Menschen die Wege und Möglichkeiten suchen, aus dieser eine bessere Welt zu machen. Mit mehr Freiheit und glücklichsein für alle.
  9. Diskussionsabende. Fünf Frauen. Vier Stunden miteinander diskutieren. Davon vielleicht 10 Minuten über Männer und 3 Stunden 50 Minuten über Herrschaft, Wirtschaft, Begrifflichkeiten, Feminismus, Studium, Zukunft, Vergangenheit uvm.

Es sind Momente wie diese, die mir Mut machen. Die mich inspirieren. Die meinen Blick wieder öffnen, wenn ich das Gefühl habe, die Welt besteht nur aus meiner kleinen Seifenblase.
Manchmal neige ich dazu, mich in den Gedanken um benachteiligende Strukturen und Verhältnisse zu verlaufen. Dann gehe ich einen Schritt zurück und denke mir, dass es eben Geduld braucht.
Viele Tropfen, um den Stein zu höhlen.
Und ich einer davon bin.
Jeder Tag, jedes Gespräch, jeder Blogpost ist einer.