Illustration: Sharmila Banerjee

Das Web 2.0 ist wohl „in der Mitte der Gesellschaft“ angekommen, „Gossip Girl“ ist schließlich der beste Beweis. In dem Teenagerdrama verfolgen wir die Seriengeschichte mit den Augen einer sich im Netz verbergenden Klatschbloggerin. Das „Gossip Girl“ deckt auf ihrer Homepage die Geheimnisse, Missgeschicke und Intrigen der verzogenen Upper-East-Side-Kids auf. Und als würden sie es ihr möglichst leicht machen wollen, sind diese wiederum ständig damit beschäftigt, mit ihren Special-EditionSwarovski-Smartphones möglichst viel davon festzuhalten. Wenn man jetzt noch weiß, dass die Serie zugleich als Laufsteg für High Fashion dient, dann ist auch schon alles gesagt, was es zum Inhalt von „Gossip Girl“ zu sagen gibt: ein klarer Fall von guilty pleasure.

Natürlich dürfen da auch gut konstruierte Gegensätze nicht fehlen. Die finden sich zum Beispiel in Form der beiden HauptdarstellerInnen Serena und Dan und deren Familien: Auf der einen Seite die reichen und berühmten van der Woodsens mit der ständig scheiternden Über-Mutter Lily, dem fabulösen It-Girl Serena und deren kleinem Bruder Eric, die in anonymen Hotelsuiten und Luxusapartments auf der Upper East Side leben.

Auf der anderen Seite die Familie Humphrey mit Ex-Rockstar Rufus als Vater, dem literarisch begabten lonely boy Dan und der von der High Society und Modewelt begeisterten kleinen Schwester Jenny in ihrem Loft in Brooklyn. Auf der einen Seite symmetrisch angeordnete Croissants, Obstkörbe und Petit Fours vom Cateringservice, garniert mit spitzen Bemerkungen. Auf der anderen gemeinsames Kochen in der offenen Wohnküche, generationenübergreifendes Verständnis und anschließend Brettspiele.

Da stellt sich nicht die Frage, auf welcher Seite wir stehen. Schließlich ist Rufus einer der wenigen Vorzeigedads im US-TV überhaupt. Seine Aufgabe besteht darin, die Trennung von seiner Ehefrau zu verarbeiten, nebenbei eine Galerie zu führen und seine Kinder zu unterstützen. Neben alldem sorgt Rufus in der High-Society-Serienwelt für einen Ausgleich zu den ganzen Feinkost-Buffets. Zum Beispiel, wenn er wie jedes Jahr sein legendäres Familienchili in der Wohnküche zubereitet, weil Dan und Jenny es sich gewünscht haben, um einen Freund in das Familienidyll einzuladen. Nach dem Essen wird das Geschirr gemeinsam abgeräumt, die Küche von Dan gesäubert, um dann den Familienabend mit Eis am Stiel zu beenden. In der Parallelwelt auf der Upper East Side wird derweil nach einer skandalös geplatzten Party der van der Woodsens das fehlende Familiengefühl mit zuckersüßer Tortensahne notdürftig überklebt. Wir verstehen: Zwischen Designertorte und selbst gemachtem Chili liegt in „Gossip Girl“ eigentlich eine halbe Welt, doch am Ende dann wieder nur eine Taxifahrt von der Upper East Side nach Brooklyn.

Die vierte Staffel von „Gossip Girl“ läuft derzeit im US-Sender The CW. In Deutschland waren bis jetzt die erste und zweite Staffel auf ProSieben zu sehen, die Ausstrahlung der dritten Staffel ist geplant. Staffel eins bis drei sind mittlerweile auch auf DVD im Handel.

Rezept für vegetarisch-chilieske Familienharmonie zu viert (auch für die Ersatzfamilie geeignet)
Zutaten
//2 gr. Zwiebeln
//3 Knoblauchzehen
// 3 EL Olivenöl
// 2 Tl Chilipulver
// 1 Tl Paprika, edelsüß 1 Tl Kumin, gemahlen
// 1 gr. dose (800g) ganze Tomaten
//  500g feine Sojaschnetzel
// 2 Paprikaschoten/  1 kl. Dose Mais
// 1 kl. Dose Kidneybohnen
// 4 EL Tomatenmark
// 2 Lorbeerblätter
// 500ml Gemüsebrühe
//1 Flasche Bier
// saure Sahne und Petersilie

Öl in einem großen Topf erhitzen. Zwiebeln und Knoblauch fein würfeln und auf mittlerer Temperatur glasig dünsten. Chili, Paprikapulver und Kumin dazugeben und kurz weiterdünsten, dann mit der Dose Tomaten und dem Bier ablöschen. Jetzt die Sojaschnetzel, die gewürfelte Paprika, Mais, Bohnen, Tomatenmark und Lorbeer hinzufügen. Brühe dazugießen und alles circa 30 Minuten auf mittlerer Hitze köcheln lassen. Falls die Flüssigkeit nicht ausreicht, zwischendurch Wasser nachgießen. Wenn das Ganze gut durchgezogen ist, mit Salz, Zucker, Pfeffer und ggf. noch einer Prise Chili auf die gewünschte Schärfe abschmecken. Mit saurer Sahne und gehackter Petersilie garnieren. Verständnisvollen Blick aufsetzen und den um den Tisch versammelten Mitgliedern der (Ersatz-)Familie eine dampfende Schüssel davon reichen.

Text: Liz Weidinger