Illustration: Sharmila Banerjee

„Weißt du, Rhoda, manchmal denke ich, ich könnte das Geheimnis der Unsterblichkeit entdecken und die Leute würden trotzdem sagen: Schau dir diese Singlefrau an.“ Mary Richards, 30, Single und Produktionsassistentin bei einem lokalen TV-Sender in Minneapolis, schüttelt genervt den Kopf. Niemand außer ihrer besten Freundin versteht, dass sie auch ohne Mann glücklich sein kann. Ihr unabhängiger Lebensstil gilt in den USA der 1970er als modern, ist aber keineswegs gewöhnlich. Denn auf dem Zeitstrahl der Emanzipation befinden wir uns erst im Jahr sieben nach Erscheinen von Betty Friedans Bestseller „Der Weiblichkeitswahn“, der die Unzufriedenheit der US-Mittelschichtshausfrauen thematisierte und den Startschuss für die zweite Welle der Frauenbewegung gab. Und die „Mary Tyler Moore Show“ ist die erste Serie, die sich um den neuen, emanzipierten Frauentyp dreht. Im klassischen Sitcom-Format, Schenkelklopfer und eingespielte Lacher inklusive.

Die Missgeschicke, die Richards, ihren Kollegen aus der Redaktion der „schlechtesten Newssendung in Minneapolis“, ihrer snobistischen Vermieterin Phyllis und der schnoddrigen Rhoda Morgenstern (der heimliche Star der Serie) widerfahren, sind wirklich witzig, auch 42 Jahre nach ihrer Entstehung. Im Serienverlauf werden nicht nur das Single-Dasein, sondern auch Zeitgeistthemen wie Scheidung, ungleicher Lohn, Sex vor der Ehe und Homosexualität verhandelt. Themen, an denen sich die US-Gesellschaft zum Teil heute noch scheidet.

Das Kochen versucht Mary Richards übrigens zu vermeiden, wo es nur geht. Sie ist eben keine Hausfrau und hat auch nicht vor, eine zu werden. Ihr Kühlschrank ist fast immer leer – Rhoda serviert sie einmal ein Käse-Sandwich, bestrichen mit Joghurt statt Käse, weil der gerade aus ist. Ein anderes Mal schickt sie Bess – Phyllis’ antiautoritär erzogene siebenjährige Tochter – Fertiggerichte kaufen. Rhoda und Bess sind da verständnisvoll. Ganz anders als der Besuch, den Richards eines Abends nach der Arbeit empfängt. Selbstverständlich gehen die Gäste davon aus, dass ihnen nun ein opulentes Mahl gereicht wird. Richards, die weder Zeit noch Lust hat, serviert ihnen stattdessen eine Tüte Chips. Ganz ohne schlechtes Gewissen gelingt ihr das nicht, aber sie ist auf einem guten Weg. Dieses Rezept hätte ihr sicher auch gefallen.

Die mehrfach ausgezeichnete Mary Tyler Moore Show lief in den Jahren 1970 bis 1977 auf CBS. In Deutschland lief die Erstausstrahlung der ersten 110 Folgen ab dem 13. August 1974 im Vorabendprogramm der ARD unter dem Titel „Oh Mary“. Alle Staffeln der Serie sind auf DVD über Amazon erhältlich.
Vorbemerkung
Tortilla-Chips-Enchiladas für 4 hungrige Überraschungsgäste: Da das Rezept aus Resten im Küchenschrank zusammengewürfelt ist, darf es gerne variiert werden. Statt Oregano kann auch Bohnenkraut, Koriander oder Petersilie genommen werden, wer noch Polenta vom Vortag im Haus hat, nimmt diese statt der Tortilla-Chips. Falls die essenziellen Zutaten wie Tomaten, Bohnen oder Chips fehlen: Einfach den Besuch zur nächsten größeren Tankstelle schicken.
Zutaten
// 1 Dose Tomaten
// 200ml Brühe
// 2 Zwiebeln (optional)
// 2 Knoblauchzehen (optional)
// 1 Chilischote, Cayennepfeffer oder Tabasco (Hauptsache scharf)
// 1/2 TL Paprikapulver/1 TL Kakaopulver oder 1 Riegel dunkle Schokolade
// 1 TL Honig
// 1 TL Oregano
// 1 TL Zucker
// Salz, Pfeffer
// 200g Bohnen aus der Dose
// 100g irgendeinen Käse, gerieben
// 4 EL Crème fraîche (oder saure Sahne oder Joghurt oder alles gemischt)
// Tortilla-Chips
// 4–5 Oliven, in Stücke geschnitten
Zubereitung
Tomaten, Brühe, gehackte Zwiebel, Knoblauch, Chili, Kakao, Honig, Oregano, Paprikapulver in einen Topf geben und ca. 20Min. köcheln, mit Tomatenmark andicken. Backofen auf 180 Grad vorheizen. In eine Auflaufform schichten: Sauce, abgetropfte Bohnen, Käse, Oliven, zerkrümelte Tortilla-Chips. Mindestens zwei Schichten aufhäufen, die letzte Schicht sollte der Käse sein, 20 Min. im Ofen backen.