Wenn mensch “Camp Blood” googelt, kommt als erstes Suchergebnis eine Site über Friday the 13th-Horrorfilme. Als zweites landen wir beim Blog campblood.org, um den es hier gehen soll. Ein Blogeintrag über Serien, der sich mit einem anderen Blog beschäftigt? Wahnsinn!

campblood.org wurde 2003 von Brian Juergens, einem US-amerikanischen Filmwissenschaftler, initiiert, um moderne Horrorfilme aus queerer Perspektive zu untersuchen – eine absolute Neuheit. Unter seinem Pseudonym Buzz zog Juergens campblood.org – Horror for Homos auf. Mittlerweile hat er seinen Blog ausgeweitet: So finden wir neben einem Online Fanshop, zahlreichen Besprechungen von Filmen, Büchern, Comics und absurden Raritäten aus der Modewelt oder dem Filmlexikon Homo Horror Guide auch den absoluten Diamanten unter Juergens Queer-Edelsteinen: BLOOD WORK.

BLOOD WORK (Untertitel: „putting the NANCY in necromancy“) bezieht sich auf die amerikanische Erfolgsserie TRUE BLOOD, die eine erfrischend amoralische und – soweit das überhaupt möglich ist – eine annähernd klischeefreie Welt rund um Vampire, Südstaaten-Flair und Sex in allen Variationen kreiert. Juergens als TRUE BLOOD-Fan hat seine eigene Analog-Serie erschaffen: Sein Ehemann Andy Swift und er rezensieren jede Folge der vier Staffeln von TRUE BLOOD und spielen ihre liebsten Szenen der Episode nach. Neben der nicht ganz ernst gemeinten Rekapitulierung der Folgen aus queeren Blickwinkel hat ihr Videotagebuch wie alle guten Serienformate einen absoluten Suchtfaktor: Bei BLOOD WORK erliegen wir spätestens dann dem tiefen Wunsch nach mehr, wenn Juergens und Swist in ihrem vollgestopften Wohnzimmer herumturnen und die Original-Serie nachspielen – mit gewollt laienschauspielerischen Mitteln und einem überbordenen Maß an Kreativität und Selbstironie.

Ein schöner Nebeneffekt des never-forgetting World Wide Web: Die allerersten Folgen von BLOOD WORK (2008) findet mensch auch noch im Internet. Diese wirken um einiges simpler gefilmt und sehr spontan im Vergleich zu den aktuellen Folgen aus diesem Jahr. Wo einst noch Trinkspiele à la: „every time a shot of Tequila when they showed a nipple“ regierten, beginnt es nun mit einem oscarverdächtigen, eigens für BLOOD WORK erstellten Vorspann, in dem übrigens die Hauskatzen in kleinen Vampirumhängen eine tragende Rolle einnehmen. Und allein für die bewusst stümperhaften Kostüme der beiden vampirsüchtigen Rezensenten, in denen sie zu Beginn jeder Aufnahme einen Teil der TRUE BLOOD-Handlung nachahmen, lohnt sich ein Blick in eins der zahllreichen Video-Recaps von BLOOD WORK.

Fraglich bleibt zuletzt nur der Titel der Website: Dachte Juergens bei der Namensgebung an den gleichnamigen unfassbar schlechten Horrorfilm oder an Susan Sontags Camp-Begriff? Der würde wohl auch recht gut auf BLOOD WORK passen…

Laura Möhr

Wollt ihr euch ein Bild machen? Hier der Video-Recap von Episode 2, Staffel 4:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=5LFNUXKl71c[/youtube]

Links:

Team Serien: Hey Baby, I need fresh blood – „True Blood“ und das Coming-Out der Vampire

http://campblood.org/Newblog/

http://campblood.org/Newblog/blood-work-true-blood-video-recaps

http://campblood.org/Homo%20Guide/Homo%20Guide.htm