Wer was über Feminismus in deutschen Netzgefilden wissen will, geht garantiert zuerst zur Mädchenmannschaft – und das jetzt schon seit fünf Jahren! Die Mädchenmannschaft feiert Geburtstag und wir freuen uns, dass es sie gibt. Auf die BesucherInnen wartet ein Wahnsinnsprogramm an Konzerten, Lesungen, Diskussionen und Workshops. Außerdem stellen sich schier unzählige Vereine und Organisationen an kleinen Tischchen vor. MISSY wird auch mit einem Stand da sein und euch gerne die Hände schütteln, diskutieren und vor allem zum Geburtstag gratulieren. Vorher haben wir schon einmal Magda Albrecht getroffen und mit ihr über fünf Jahre Mädchenmannschaft gesprochen und sie gefragt, worauf sie sich an ihrem Geburtstag am meisten freut.

MISSY: Seit wann bist du Teil der Mädchenmannschaft?
Magda: Ich hab vor Kurzem mein Dreijähriges gefeiert! Ich bin damals glaube über den Genderblog auf die Mädchenmannschaft gestoßen. Während meiner Bachelorarbeit wollte ich mir noch ein schönes Projekt suchen, war mutig und hab per E-Mail gefragt, ob ich einfach mitbloggen darf. Dann hab ich meine Themen geschickt und war ganz schnell dabei.

Wie viele BloggerInnen seid ihr jetzt in der Mannschaft?
Wir haben einen Redaktionskern von neun Leuten und dann noch Kolumnist_innen, also Leute, die bestimmte Serien bespielen, wie etwa „Quotenmann“. Das Team insgesamt sind alle, die auch auf unserer Seite stehen.

Das sind ja gar nicht mal so viele – für die Schnelligkeit, in der ihr bloggt. Ihr greift aktuelle Themen extrem zeitnah auf. Hast du eigentlich auch mal Feierabend?
Es ist schon schwierig, Grenzen zu ziehen. Ich habe einen Job, ich studiere, mache Musik und dann ist da noch dieser Blog. Der zählt zu meiner Freizeit. Geld dafür bekommen wir alle nicht. Trotzdem hab ich eine gewisse Verantwortung, weil ich den Anspruch habe, schnell zu reagieren, zu moderieren oder auf Kritiken einzugehen. Es liegt ja in der Natur des Blogs: Der schläft nie. Und ich kann auch nicht so leicht abschalten.

Ihr macht das in eurer Freizeit, nach außen werdet ihr aber als professioneller Blog wahrgenommen. Ist das manchmal frustrierend, wenn Leute das in ihren Kommentaren nicht beachten?
Ja, wir müssen oft daran erinnern. Wir können nicht immer sofort die Kommentare frei schalten oder brauchen für manche Themen dann doch etwas länger, um sie zu bearbeiten. Wenn bei uns mal zwei Leute im Urlaub sind, merkt man das sofort. Aber unser Ziel ist es eben, zwei bis drei Beiträge am Tag zu posten. Das ist schon viel und dass das viele Ressourcen verlangt, zeigt sich auch daran, dass wir eine relativ homogene Gruppe in dem Sinne sind, dass die meisten von uns noch studieren, also Zeit nebenbei für einen Blog haben. Mit Kindern oder als Vollerwerbstätige hat man schon noch einmal einen ganz anderen Zeitstress, als als Student_in.

Würdest du dich selbst eigentlich als Journalistin bezeichnen?
Es ist kurios: Ich würde mich nicht als Journalistin bezeichnen, obwohl ich ja drei Artikel pro Woche schreibe. Ich würde mich als Bloggerin beschreiben. Zu allererst würde ich auch sagen, dass Bloggen politische Arbeit ist. Bloggen ist aktivistische Arbeit.

Du kennst das Netz sozusagen wie die eigene Westentasche. Entdeckst du noch Neues?
Für unsere Blogschau lesen wir ja wahnsinnig viel. Und dann lese ich ab und zu Artikel, bei denen ich denke: Cool, da hab ich schon mal versucht, drüber nachzudenken, aber da fehlte mir bisher das Wissen, die gute Perspektive oder die Erfahrung. Gerade zum Beispiel, wenn ich Sachen über Trans*politiken lese. Dann freu ich mich, dass ich in dieser coolen feministischen Sphäre bin, in der Leute kostenlos miteinander so viel Wissen teilen.

Habt ihr euch für die nächsten fünf Jahre was vorgenommen?
Nach der Geburtstagsfeier werden wir uns auf die Suche nach einer Programmiererin machen. Wir wollen eine neue Seite aufbauen, auf der alle queer-feministischen Termine zu sehen sind. Da können die Leute dann auch selbst ihre Veranstaltungen eintragen. Und im nächsten Jahr soll – hoffentlich – unser Blog im neuen Design relauncht werden – schöner und benutzer_innenfreundlicher. Und wir würden thematisch gerne noch pluralistischer und heterogener werden.

 

 

 

 

NOISEAUX

 

 

 

 

Was sind deine Highlights bei der Geburtstagsfeier?
Ich freue mich zum Beispiel, dass NOISEAUX zugesagt hat. Das ist eine Künstlerin, die auch Aktivistin ist. Die Mischung finde ich schön. Ich freue mich auch, dass wir so viel Bastelsachen haben – zum Beispiel zwei Zine-Workshops oder einen Selbstverteidigungsworkshop. Weil die Feier leider am gleichen Tag ist, wie die Demonstration gegen die AbtreibungsgegnerInnen, haben wir es außerdem hinbekommen, dass Vertreter_innen der Initiative „Marsch für das Leben – What the Fuck?“, die die Demo organisieren, im Anschluss zu uns kommen und davon berichten.

Wir bedanken uns bei dir für das Gespräch und wünschen dir und der Mädchenmannschaft und allen BesucherInnen einen rauschenden, knalligen und inspirierenden fünften Geburtstag!

Interviw: Katrin Gottschalk

Wann & Wo
22. September, 12 bis 22 Uhr, Werkstatt der Kulturen, Eintritt nach Spendenbasis: von 1 bis 10 Euro, FörderInnenbeitrag: 20 Euro.