Les Reines Prochaines sind mit ihrem neuen Album „Blut“ zurück und wer noch nicht von dieser wahnwitzigen Frauenkombo gehört hat, kann sie ab 14. Februar live erleben und sich berauschen lassen!

Foto: Tobias Madörin

Seit mehr als 25 Jahren machen Les Reines Prochaines mit ihrem an Dada und Punk orientierten Programm die internationalen Bühnen unsicher. Gegründet 1987 von Teresa Alonso, Regina Florida Schmid und Muda Mathis, haben sich zwar die Mitglieder der Gruppe verändert, jedoch nicht ihr Konzept: Mit der Kunst wollen sie die Welt neu erfinden, experimentell und prozesshaft arbeiten, statt die gesellschaftliche Realität nur nachzubilden. So greifen sie Klischees auf, transformieren diese in ein groteskes Zusammenspiel von Kunst-Performance und Gesangs-Theater, tanzen wild umher und dem Publikum auf der Nase herum. Damit hinterfragen sie tradierte Normen mit einem Augenzwinkern und greifen Themen wie Identität, Geschlechterverhältnis und Grenzüberschreitung auf. Die bildende Kunst ist in ihrer Arbeit dabei immer Ausgangspunkt, die Musik und das Spiel auf der Bühne das Mittel zur Verwirklichung. Dabei legen sie Wert auf Verständlichkeit und Zugänglichkeit und sehen die Kunst nicht als Privileg Eingeweihter.

Les Reines Prochaines, was nichts Geringeres heißt als „die nächsten Königinnen“, lernten sich bei der Besetzung der alten Stadtgärtnerei in Basel kennen und wurden seit dem hauptsächlich von Frauen gefördert. So verdanken sie ihren Erfolg nach eigener Aussage dem „Frauen-Pusher-Geist“. Dass eine Band über einen so langen Zeitraum bestehen bleibt, ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass die einzelnen Musikerinnen flexibel arbeiten können und vor jedem Programm die Aufgaben neu bestimmt werden. Dabei übernimmt jede Einzelne die Verantwortung für ein paar Songs, wodurch unterschiedliche Interpretationen zustande kommen, aber gleichzeitig auditiv und visuell ein ausgeglichenes Konzept geschaffen wird. Die Gruppe lebt von dem Können und der Differenz jeder individuellen Persönlichkeit.

Das aktuelle Programm wird durch Muda Mathis, Sus Zwick, Fränzi Madörin, Michéle Fuchs und Barbara Naegelin bestimmt, die ersten drei bilden den Kern der Band. Die Instrumentierung reicht dabei von Klassikern wie Gitarre, Schlagzeug, Trompete und Akkordeon, bis hin zu Alltagsgegenständen, die musikalisch zweckentfremdet werden, aber auch Sytheziser und Sequenzer finden in den gewollt dilettantischen Kompositionen ihre Verwendung. Ihre Musik hat Einflüsse aus Punk, Folk, Tango, Balkan und Cabaret. Das wichtigste Element bleibt jedoch der Gesang, mit dem Les Reines Prochaines ihre frechen Texte rausposaunen. Der performative Charakter immer dabei, lustig, überdreht und phasenweise trashig wirkend, schaffen sie es immer wieder den ZuschauerInnen ein Lachen zu entlocken.

Die Arbeitsweise der Damen zeigt auch die 77-minütige Dokumentation „Les Reines Prochaines“, in der die Hamburger Filmemacherin Claudia Wilke die Künstlerinnen über drei Jahre begleitet hat. Am 14.2. um 18 Uhr wird dieser Film im Moviemento am Kottbusser Damm 22 zu sehen sein.

Foto: Iris Beatrice Baumann

Das neue Album „Blut“ bietet eine reiche Palette an Songs und Hörgedichten aus der 25-jährigen Bandgeschichte, die sich allesamt Banalitäten und Alltägliches vornehmen und in groteske Erzählungen verwandeln. So geht es beispielsweise in „Von Fenchel und Wurst“ um das Zusammenspiel dieser beiden Lebensmittel und deren Bedeutung für den Darmtrakt. Denn „vom Fenchel da muss man nicht furzen, drum isst man dazu eine Wurst, die Wurst bringt den Darm zum röcheln, drum isst man den Fenchel dazu.“

Eines der Gedichte greift den Albumtitel auf und behandelt die Wechseljahre. Hier erzählt eine der Königinnen von ihrer Vorliebe, das Menstruationsblut mit einem Taschentuch aufzusaugen und dieses mit Datum versehen an die Zimmerwand zu hängen, weil es in ihrem Alter jederzeit die letzte Periode sein könnte. Wir erfahren auch, dass Barbara Naegelin ihren Körper für ein Paradies hält und deshalb gerne als Virus ihr eigen Fleisch und Blut befallen würde.

Das ist witzig, radikal und stark. Die Peinlichkeiten des Alltags gehören abgeschafft und auf die Bühne von Les Reine Prochaines! So lasst die Königinnen schamlos singen: „We love dirt, we love dust, we dream the future and let the doubts be, we love beginnings, we love to stop, we love revolution, together on the top. We change the usual into something special. We change the rules and the edge of facts.“

 Das Album „Blut“ von Les Reines Prochaines erschien am 2. Februar 2013 im Eigenverlag und auf unrecords.

 

Wann & Wo

Deutschland-Tournee

14.02. – Weimar, Kulturzentrum Mon Ami
15.02. – Berlin, Festsaal Kreuzberg
16.02. – Hamburg, Politbüro
17.02. – Hamburg, Politbüro
18.02. – Bremen, Schwankhalle
08.03. – Dresden, Gare de la Lune
09.03. – Leipzig, Halle 5

 

 Filmvorführungen

14.02. – Berlin, Moviemento
15.02. – Leipzig, Frauenkultur
15.02. – Hamburg, Metropolis
18.02. – Hamburg, Metropolis
18.02. – Bremen, Schwankhalle
18.02. – Dresden, Galerie Drei