Von Ella Carina Werner

Seit ein paar Jahren gibt es die Zeitschrift „Beef!“. Ihr Untertitel: „Für Männer mit Geschmack“. Das ist natürlich nicht wahr. „Beef!“ ist eine Zeitschrift für Männer mit Ängsten. Davor, keine „echten Männer“ zu sein. Davor, dass ihnen die Frauen noch die letzte Roastbeefscheibe vom Brot nehmen. Davor, dass der Unterschied nicht immer glasklar sein könnte. „Der, die, das Joghurt? Ja, wie denn jetzt?“, rätselt „Beef!“ nervös in seiner aktuellen Ausgabe, um dann aufzulösen: „Bei uns ist Joghurt männlich und in Österreich weiblich.“ Puh, nochmal Glück gehabt.

Illustration: Holly Wales

Das Bild vom „echten Mann“ zu propagieren und „Männerfantasien zu befriedigen“, gelingt „Beef!“ recht leicht. „Nicht erschrecken, liebe Mädchen! Wir grillen jetzt richtig lange und richtig groß“, „So werden Sie zum Grill-Gott“, und Hotdog-Rezepte heißen selbstverständlich „Doggy Style deluxe“. Es gibt aber auch Bereiche, wo die Abgrenzungsmöglichkeiten weniger augenfällig sind: etwa den Non-Meat-Sektor. Für „Beef!“ ein heikles Terrain, da Gemüse und Obst unglücklicherweise stark weiblich besetzt sind, beim Zubereiten von Wildschwein-Döner oder Lammkeule an Mangold aber unweigerlich dazugehören.

Wie also via Gemüse ein kerniges Männerbild zementieren? Schwierig. Doch „Beef!“ schafft selbst diese Hürde. Erstens: durch abgefahrene Gemüseorten. Die brasilianische Chuchu etwa. Zweitens: Durch kerniges Vokabular. So wird die Chuchu als „knallhartes Gemüse“ eingeführt. Drittens: durch die Zubereitung. Frauen schnibbeln Zwiebeln. Männer schneiden sie in „perfekte Formen“. Und das heißt bei „Beef!“: niemals fein! Am besten schön „grob“, in grobe Stücke und richtig grob verstampfen. Viertens: teure Küchengeräte. Ohne den Tomatenschneider ab 60 Euro oder das Gemüsemesser „Miyabi 6000 MCT Shotoh“, mit balligem Griff aus Palisander-Pakkaholz für 139 Euro geht gar nichts.

Wie gern möchte man bei alledem dagegenhalten und selbst Kochzeitschriften für Mädels betexten: „Nicht erschrecken, liebe Jungs! Wir dünsten das Gemüse jetzt richtig lange und kochen jetzt für die nächsten drei Tage vor, für Omma und die Kinder!“ Da würde selbst die Chuchu noch gar.