Von Hengameh Yaghoobifarah

Leah Bretz und Nadine Lantzsch erläutern in ihrem Buch die Praxis des Queer-Feminismus

Als Erstes fällt beim Durchblättern dieser Fibel der bewusste Umgang mit Sprache auf. Wie auch Lann Hornscheidt in feministische w_orte verzichten die Autorinnen auf die Hierarchisierung von Wörtern durch Groß- und Kleinschreibung. Dafür verwenden sie den dynamischen Unterstrich sowie den Kursivdruck bei einzelnen Begriffen, um auf diskriminierenden Sprachgebrauch hinzuweisen. Auf den ersten Seiten mag die äußere Form ungewohnt erscheinen, sie ist jedoch nichts weiter als Gewöhnungssache.

Sobald die Basisbegriffe definiert sind, geht es los. Aufgeteilt in die Kapitel kritisch ver_orten (Wie privilegiert oder diskriminiert bin ich eigentlich?), sprach_handeln (Inwiefern hängen Sprache und Handeln miteinander zusammen?), körper w_orten (Inwiefern bin ich durch Körpereigenschaften wie Geschlecht, „Figur“ oder Fähigkeiten privilegiert?), diy (In welchen Bereichen sind Selbstbestimmung und –organisation möglich?) queerfeministische praxis als lohn_arbeit (Wie stehen Werte und Beruf zueinander?) und beziehungen (Welche Vorstellungen habe ich von romantischen oder freundschaftlichen Beziehungen?) zeigen die Autorinnen, dass der Queerfeminismus weit über die Gleichberechtigung von Mann und Frau hinausgeht. Das Bewusstsein wird beim Lesen sensibilisiert, indem auf die verschiedenen Arten von Diskriminierung hingewiesen wird. Neben (Hetero-)Sexismus und Rassismus dürfen nämlich Lookismus, Klassizismus und Ableismus nicht vergessen werden.

Das Besondere an ihrer Herangehensweise ist, dass sie keinen Rahmen um den Feminismus legen. Sie gehen zum Beispiel nicht vom Drei-Wellen-Modell aus, sondern fordern zur Durchbrechung konventioneller Denkmuster auf. Dichotomien werden angezweifelt, Grauzonen beleuchtet. Gleichzeitig sind die Autorinnen selbstkritisch und präsentieren ihre Ansichten nicht als Nonplusultra.

Das Büchlein eignet sich für frische wie eingesessene Feministinnen!


Nadine Lantzsch und Leah Bretz, Queer_Feminismus – Label & Lebensrealität

Unrast Verlag, 91 Seiten, 7,80€


Buchvorstellungstermine:

05.12. – 18 Uhr:

Feministischer Frauen*raum, Café Anaconda, Beginn 18 Uhr, Eintritt frei, Uni Bielefeld Hauptgebäude, Raum U2-155

06.12. – 20 Uhr:

Frauenbibliothek Liselle, Beginn 20 Uhr, Eintritt frei, Raum: GA 02/60, Ruhr­Universität Bochum