Weiße Frauen essen gerne Sushi, haben leisen Sex – und kommen vor allem nicht in den Knast. Außer, wir sind im Fernsehen und sie dienen als Vehikel, um die ungleich spannenderen Geschichten von Schwarzen, armen und lesbischen Frauen zu erzählen, dann sind wir in „Orange Is The New Black“.

Illustration: Sharmila Banerjee

Als „Orange Is The New Black“ angekündigt wurde, war die Euphorie groß. Eine Serie, in der fast ausschließlich weibliche Charaktere die Hauptrollen übernehmen würden – darunter viele nicht-weiße Frauen und mit Laverne Cox eine Trans-Frau –, das klang nach Geschlechterrevolution im Malestream-TV. Die Story: Piper Chapman, privilegierte weiße New Yorker Tochter aus gutem Hause, die kurz vor ihrer Heirat steht, hatte sich in ihren wilden Collegejahren mit einer Frau eingelassen, die Drogen schmuggelte, und muss nun, zehn Jahre später, eine 14-monatige Haftstrafe absitzen. Im Frauengefängnis Litchfield trifft sie auf ein „diverses Ensemble“ von Häftlingen, unter denen einige zwar ebenfalls verlobt sind, die meisten aber weder Collegeabschlüsse noch ein „gutes Elternhaus“ haben.

Als Produzentin Jenji Kohan ihre Hauptprotagonistin in einem Interview als ihr „trojanisches Pferd“ bezeichnete, deutete sie damit schon das Problem von „OITNB“ an: „Du wirst einem Sender keine Show über die faszinierenden Geschichten von Schwarzen, Latinas, älteren Frauen und Kriminellen verkaufen können.“ Um diese erzählen zu dürfen, braucht es offenbar erst eine weiße Collegeabsolventin, die in diesem Setting so offensichtlich deplatziert ist, dass es ein weißes Mainstreampublikum nicht vor den Kopf stößt. „Das Mädchen von nebenan, die coole Blonde. Das ist ein leichter Zugang, das ist nützlich.“

Die Gefahr war also recht deutlich. Sie bestand darin, dass der Blick auf das „diverse Ensemble“ von „OITNB“, auf die Schwarzen, Latinas und älteren Mithäftlinge von Piper, einer voller abgehangener Klischees sein würde. Irre Lesben, die Piper nachstellen, Schwarze, die Fried Chicken lieben, rassistische White Trash Junkies, die Jesus preisen. Und in den ersten Folgen sieht es auch so aus, als würde sich diese Befürchtung bestätigen. Die Lesben sind irr, die Schwarzen lieben Fried Chicken, die White Trash Junkies preisen Jesus. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass Jenji Kohan Pipers eigenen naiven Blick dazu nutzt, die Stereotype als nutzlos zu entlarven. Folge um Folge wird deutlich, wie viel komplexer die Geschichte jeder einzelnen Frau in Pipers Gefängnis ist als das Klischee.

Dabei wird der alltägliche Rassismus in „OITNB“ nicht von der höflichen Political Correctness übertüncht, die Piper aus der Außenwelt gewohnt ist, sondern so brutal ausgestellt, wie er sich darstellt – etwa dann, wenn ein Gefängnisaufseher Piper mit den Worten „die sind nicht wir“ als Komplizin zu gewinnen versucht. Ihre Empörung darüber wird von nicht-weißen Frauen nur belächelt. Die wissen längst, wie der Hase läuft. In einer der grandiosesten Szenen der Staffel parodieren Taystee und Poussey, zwei Schwarze Häftlinge, die „white people politics“ von Upper-Class-Prinzessinnen wie Piper: „Oh, Amanda, hast du diese neue Doku über das beste Sushi der Welt gesehen? Leider kann ich es nicht mehr genießen, jetzt, wo ich Veganerin bin.“ Poussey: „Du weißt, ich habe keine Zeit dafür. Chad und ich haben unsere Yogastunden und die Weinverkostung, bevor wir jeden Abend um 9 Uhr leisen Sex haben müssen.“

„Das Mädchen von nebenan, die coole Blonde“ ist in „OITNB“ so vor allem eines: ein „leichter Zugang“ zu dem, was es bedeutet, in einer rassistischen Gesellschaft weiß zu sein.

Rezept für 2-3 Portionen Weiße-Frauen-Sushi:

Weiße Frauen einladen und das Sushi nach dem Yoga mit Wasabipaste, eingelegtem Ingwer und einem kühlen Sauvignon Blanc servieren, bevor alle um 20 Uhr nach Hause gehen, um leisen Sex zu haben. Perfekt.

• 2 Tassen japanischen Klebreis
• 4 Tassen Wasser
• Prise Salz
• 2 Esslöffel Reisessig
• eine Packung Noriblätter
• 2 Möhren
• 1 Avocado
• eingelegter Rettich
• wer mag: Räuchertofu
• Zur Servieren: eingelegter Ingwer, Wasabipaste, Sojasoße
• Zum Rollen: eine Sushimatte (nicht mitessen)
(Die Zutaten bekommst du im Asialaden.)

1. Reis, Wasser und Salz in einen Topf geben und aufkochen: Dabei schön rühren, damit der Reis nicht anklebt. Kocht der Reis, dann die Hitze auf die niedrigste Stufe zurückstellen und Reis bei niedriger Temperatur ca. 6-8 Minuten quellen lassen. Danach sollte der Reis klebrig sein und wie Milchreis aussehen. Er kann ruhig noch feucht sein.

2. Reis in einer Schüssel 15 Min. abkühlen lassen und mit einem Schuss Reisessig (ca. 2 EL) würzen.

3. Währenddessen Möhren und Rettich in schmale Stifte schneiden. Avocado halbieren, schälen und entkernen. Das Fruchtfleisch in Stifte schneiden. Wer will, kann zusätzlich noch Räuchertofu in Stifte schneiden und in einer Pfanne von beiden Seiten in Öl kurz anbraten.

4. Die Holzmatte auslegen und Noriblatt drauflegen. Hände in kaltes Wasser tauchen und eine Handvoll Reis auf die unter Hälfte des Noriblattes legen. Die Gemüsestifte und den Tofu auf den Reis legen. Hände waschen.

5. Jetzt kommt’s, das Aufrollen. SelbstdreherInnen sind hier im Vorteil, alle anderen haben nun Gelegenheit zum Üben. Mit der Matte das Blatt von unten straff aufrollen, bis es einmal um den Reis gerollt ist. Festdrücken. Dann Matte wieder nach unten klappen und die Rolle von Hand weiter aufrollen. Mit der feuchten Hand die Naht festdrücken.

6. Jetzt kommt die Sushirolle für ca. 30 Min, in den Kühlschrank. Bevor sie serviert wird, mit einem scharfen Messer in ca. 2 cm breite Stücke schneiden.