Wenn Köchin Lara und Masseur Clemens aufeinander treffen, knallt es. In den Hierarchien eines Hotels gefangen, versuchen zwei junge Menschen, sich gegen die Regeln des Alltags aufzulehnen und sich zu helfen.

Rotes, rohes Fleisch, das auf die Arbeitsfläche klatscht, mit den Händen bearbeitet, mit scharfen Messern durchschnitten, in die Pfanne geworfen, in knisterndem Öl angebraten. Gebrutzelt genau bis zum richtigen Moment, wenn das Fleisch innen noch rosa und außen durch genug ist. Mit Kräutern mariniert, dann auf dem Teller garniert.

Gleichzeitig geht es an ganz andere Fleischmassen ran. Zuerst das Massageöl in den Händen gut verreiben, dann geht es an mit Leberflecken übersäte Rücken, Nacken, Waden und Füße von gut beleibten Urlaubsgästen auf dem Massagetisch. Ihr Fett wartet darauf, geknetet, geklopft und gestrichen zu werden.

In Love Steaks von Regisseur Jakob Lass prallen zwei Arbeitswelten aufeinander, die abgesehen davon, dass beide Fleisch bearbeiteten, einander doch ganz fremd sind. In schnellen Schnitten wechseln die Bilder zwischen dem Alltag von der Köchin Lara und dem Masseur Clemens. Beide sind Azubis in ihrem Beruf, in einem abgeschiedenen Hotel irgendwo an der Ostseeküste. Außer der Arbeit ist dort nicht viel los – kein Wunder, dass dann Lara ab und zu mal zur Flasche greift.

Lara ist eine starke Frau, die zuerst so wirkt, als ob sie immer genau wisse, was sie will. Energetisch gespielt von Lana Cooper, setzt sie sich als einzige Frau in der Küche durch, kommt besonders gut bei den gleichaltrigen Arbeitskollegen an und ist immer für einen Scherz zu haben. Ob mit den Kollegen oder alleine, genehmigt sie sich des Öfteren einen Schluck aus ihrem kleinen silbernen Flachmann. Spätestens als der tollpatschige Clemens sie das erste Mal vollgekotzt im Sand am Strand findet, ist klar, dass etwas nicht stimmt.

Der Film erzählt eine Geschichte davon, wie sich zwei junge und grundverschiedene Menschen treffen, sich verlieben und einander helfen. Oder es zumindest versuchen. Clemens – schüchtern und höflich, liebt die Ruhe, spielt  Gitarre und glaubt an  afrikanische  Heilrituale – könnte  nicht verschiedener  als die schlagfertige  Lara sein. Franz  Rogowski spielt ihn  glaubhaft vertrottelt und wenn Lara nach Lust und Laune mit ihm umspringt, hat er sofort die Sympathie der ZuschauerInnen. Er entscheidet sich, ihr dabei zu helfen, vom Alkohol wegzukommen und auf sie aufzupassen, selbst wenn sie sich querstellt. Im Gegenzug lernt sie, bei ihm auch ihre weiche und verletzliche Seite zu zeigen. Es ist keine einfache Sache, ein „Alkoholproblem“ zu lösen, das stellen beide Hauptcharaktere schnell fest. Ohne Missverständnisse und Streit scheint es nicht zu gehen, aber schließlich kommt ein Streit meist nur dann zustande, wenn man sich etwas bedeutet.

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Mit punkigen Liedern und lauter Musik stellt Jakob Lass in seinem Spielfilmdebüt die Gefühle und das, was eigentlich in den Köpfen der Azubis vorgeht, einem langweiligen Arbeitsalltag gegenüber. Um ein realistisches Abbild von den statischen Hierarchieverhältnissen zwischen den MitarbeiterInnen eines Hotels zu zeigen, fanden die Dreharbeiten in einem wirklichen Hotel statt, in dem der Betrieb trotz Filmdreh ganz normal weiterging. Lana Cooper und Franz Rogowski, beide professionelle SchauspielerInnen, wurden mit Praktika in die Arbeit ihrer Rollen eingeführt und selbst, wenn nicht gedreht wurde, halfen die beiden in der Küche und dem Massagestudio aus. Fast die ganze Besetzung des Films sind echte KollegInnen und BesucherInnen des Hotels.

Ein kreatives Konzept, das sich bewährt hat. Auf dem Filmfest München gewann „Love Steaks“ den „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ für Beste Regie, Beste Produktion, Bestes Schauspiel und Bestes Drehbuch, dabei gab es eigentlich keins. Vor Beginn des Drehs wurden die Schlüsselszenen festgelegt, aber ausformulierte Dialoge und Text zum Lernen gab es nicht. Jede Szene wurde improvisiert, die Handlung und Gespräche durften sich ganz natürlich entwickeln – Unterhaltungen über Penistypen inklusive. Der ganze Film und das gesamte Konzept überzeugen mit provokanten Dialogen, einer Portion Spontanität und ohne Scham vor nackter Haut.

Love Steaks startet am 27. März in den deutschen Kinos.