Von Caroline Schmidt-Gross
Wenn Hatice, 34 Jahre und Single, mit dem Auto zu ihren Eltern nach Salzgitter fährt, muss sie kurz vor dem Ortsschild anhalten und sich umziehen: Ab jetzt ist „Vaterrock“ statt Minirock angesagt. Tatsächlich tauscht sie dort am Straßenrand das Leben einer erfolgreichen und attraktiven Journalistin in Hamburg gegen das einer braven Tochter, die sich zu Hause den uralten Regeln einer anatolischen Großfamilie unterwerfen muss.

Foto: Boris Laewen (Wüste Medien GmbH)

Mit diesem ständigen Rollenwechsel hat sie eigentlich kein Problem – nur bei der Suche nach dem richtigen Mann. Hatice will keinen Türken, sie will einen Deutschen, aber kein Weichei, sondern einen „Hans mit scharfer Soße“. Damit könnte sie sich auch Zeit lassen – wenn nicht ihre jüngere Schwester plötzlich schwanger wäre und schnell heiraten müsste. Das darf Fatma aber erst, wenn die älteste Schwester unter der Haube ist. So will es die Ehre, so will es der Vater.

Der preisgekrönten Regisseurin Buket Alakuş ist mit der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Hatice Akyün eine sehenswerte Komödie gelungen. Mit liebevollem Humor und feinsinniger Ironie wird die Zerrissenheit der Töchter der zweiten Generation treffend in Szene gesetzt. Ständig steht Hatice im Dialog mit ihrem imaginären „anatolischen Dorf“ – kleinen Phantasiefiguren, die sofort anfangen herum zu zetern, sobald sie die filigrane Grenze zwischen Tradition und Moderne überschreitet.

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Dass es dem Film gelingt, selbst die bösesten Vorurteile gegenüber Türken (kratzen sich ständig am Sack) und Deutschen (machen nur peinliche Komplimente) mit viel Sympathie auf die Leinwand zu bringen, ist auch den hervorragenden HauptdarstellerInen zu verdanken: Idil Üner (Hatice), Adnan Maral (Vater) und Siir Eloglu (Mutter).

Sogar beim Dreh wurde deutlich, wie präsent das Thema ist. Für die Schauspielerin, die als jüngste Schwester im Film durchgehend ein kunstvoll drapiertes Kopftuch tragen sollte, musste Buket Alakuş auf deren Wunsch hin extra zwei Szenen umschreiben. Demet Gül wollte im Kino unbedingt auch mit offenen Haaren zu sehen sein.

„Einmal Hans mit scharfer Soße“ DE 2014 Regie: Buket Alakus. Mit: Adnan Maral, Şiir Eloğlu, Idil Uner u.a., 96 Min., Start: 12.06.