Von Imke Staats

Alles ist blau. Blau wie die Nacht und schön wie ein Traum. Nur hier und da taucht etwas Weiß auf: Lichtreflexe der Fahrradlichter, des Mondes und der Taschenlampen der Gruppe, die sich ihren Weg durch die nächtliche Wohnsiedlung, durch den Wald bahnt, den Teich findet und hineinspringt, dann auf einer Wiese auf das hellere Blau – die Morgendämmerung – wartet.

Ohne Worte wird das erzählt, in poetischen ruhigen Bildern. Die Erzählerin ist Mikiko Fujita. Sie stammt aus Japan, lebt seit vier Jahren in Deutschland – wieder, denn als Kind ist sie hier aufgewachsen. Aus jener Zeit stammen die Impressionen von Wald und See, und Menschen, die in der Dunkelheit unterwegs sind. Das sei in Japan nicht üblich, dieses nächtliche Herumschwirren. Auch bei Dunkelheit in einem See zu baden schicke sich dort nicht, und es gäbe ohnehin wenig Wald, erklärt die Kunststudentin. Sie sei so von den Naturerinnerungen der Kindheit beeindruckt gewesen, dass sie viele Jahre später diesen Traum wahr werden lassen musste. Damals lebte sie noch in Japan, und malte ihre Sehnsucht auf – in Öl. Das war vor sieben Jahren.

Einige Monate vergingen mit der Überlegung, statt der ursprünglichen Texte nur die Bilder für sich sprechen zu lassen. Nun kann es jedeR verstehen. Heute studiert die 28-Jährige in München und lebt in Leipzig – einer Stadt, die sich seit Langem der Buchkunst verschrieben hat und nicht nur die große Buchmesse, sondern auch eine Alternative veranstaltet, eine für kleine, künstlerisch orientierte Verlage – was ihr zu der glücklichen Begegnung mit dem illustrations-affinen Berliner jaja-Verlag verhalf. Dieser nahm das Buch unter seine Fittiche, um es mithilfe einer Crowdfunding-Finanzierung in einer kleinen, edlen Ausführung herauszubringen. Die Fans der bezaubernden Bilder ließen nicht lange auf sich warten. Seit dem 24. September haben wir ein echtes feelgood-book.

Mikiko Fujita „Nachtschwärmer“ Jaja-Verlag, 32 Seiten, 20 Euro.