Von Caroline Schmidt-Gross
Solidarität ist ein großartiges Gefühl. Jede, die mal auf einer Demonstration mit mehr als 100 000 Leuten mitgelaufen ist, kennt das. In Zeiten von Online-Petitionen und Vereinzelung am Smartphone rufen manche schon den Tod dieser Protestform aus. Dabei überschreitet der gemeinsame Kampf für Gerechtigkeit Grenzen, gibt Kraft, verleiht Mut, schweißt zusammen und macht stolz. Genau davon erzählt die britische Komödie „Pride“, die auf einer wahren Begebenheit basiert. Der Film wurde dieses Jahr bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes mit Standing Ovations gefeiert und gewann die „Queer Palm“.

Foto: Senator Film

London im Jahr 1984: Nur mit bunten Plastikeimern vor dem kleinen Infobüro Spenden für die schwul-lesbische Szene zu sammeln, reicht Mark nicht mehr. Er will, dass seine Initiative in der moralinsauren Thatcher-Ära auch den Streik der walisischen Bergarbeiter unterstützt. Gesagt, basisdemokratisch diskutiert und getan. Mit viel Enthusiasmus wird die L.G.S.M. (Lesbians and Gays Support the Miners) gegründet – und so trifft Bronski Beat auf Gaelic-Folk. Als aber die couragierten GroßstädterInnen mit ihrem bunt bemalten Bus nach Wales fahren, um die Kumpels und ihre Familien auf dem Dorf zu besuchen, sind dort nicht alle davon begeistert. Statt Dankbarkeit fliegen die Fäuste.

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Gleichzeitig erinnert der Film daran, dass vor 30 Jahren Homosexuelle nicht nur in Großbritannien massiv als abartig diskriminiert wurden, während die ersten „plötzlich“ an Aids starben. Die „Eiserne Lady“ sorgte außerdem 1988 für ein Gesetz, die berüchtigte „Section 28“, mit dem verboten wurde, sich für Schwule einzusetzen. Zur selben Zeit galten die über Monate streikenden Gewerkschafter als „enemy within“. Die Regierung kürzte den Familien die Sozialhilfe und der Arbeitskampf gegen die Schließung der Kohlegruben konnte nur mit Geld- und Sachspenden weiter geführt werden.

Das Schöne an „Pride“ ist: Irgendwann raufen sich beide Gruppen trotz aller Gegensätze zusammen und durchbrechen sämtliche Konventionen. Sie tanzen, sie weinen und sie protestieren gemeinsam – mit Humor, Empathie und historischen Folgen. Alles passt in diesem Film zusammen. Die perfekte Besetzung der Rollen mit Bill Nighy, Ben Schnetzer, Andrew Scott und Imelda Staunton, um nur einige zu nennen. Die Dialoge, die Musik und der Look – bunt, aber nur mit einer Prise schrill überzeichnet. Und so erscheint die Geschichte von „Pride“, wenn das Licht im Kino wieder angeht, fast wie ein Märchen.

„Pride“ GB 2014. Regie: Matthew Warchus. Mit: Ben Schnetzer, George MacKay, Dominic West, Andrew Scott, Bill Nighy, Imelda Staunton, Paddy Considine u.a., 120 Min., Start: 30.10.