Von Ella Carina Werner

Eine Frau postet in einem Forum: „Ich suche ein schönes SS-Buch für meinen Mann.“ Gemeint ist kein Schmöker voller Himmler-Porträts und Hakenkreuz-Binden, sondern ein SchwangerSchaftsbuch – ein Genre, das boomt wie nie. Weit oben im Verkaufsrang: das „Schwangerschaftsbuch für Männer“ des Niederländers Gerard Janssen. (Cis-)Männer und Schwangerschaft – das ist ja mal eine lustige Antithese, so eine lustige wie etwa ein Karriereratgeber für Mütter!

© Édith Carron
© Édith Carron

Das Erfolgsrezept Gerard Janssens: ein paar harte Fakten, viele dröge Geschlechterklischees (etwa, dass Mann in Gegenwart der Schwangeren nicht Nachrichten schauen solle: „Sie will das Politik-Elend nicht sehen, sondern lieber Germany’s Next Topmodel schauen“). Zudem präsentiert sich das Buch lässig und selbstironisch, vor allem, indem der Mann als emotional unterentwickelter Trottel dargestellt wird: Wenn die Schwangere Probleme hat, „musst du ein ernstes und verständnisvolles Gesicht aufsetzen“.

Das Buch trieft vor stereotypen, lahmen Gags, dennoch ist zweierlei nicht schlecht: Es fehlt das ganze Weihevolle, und es spricht vollkommen sorglos über negative Gefühle – in Schwangerschaftsbüchern für Frauen bisher kaum denkbar. In diesen werden Negativgefühle fast nur in Form von Ängsten benannt, nicht jedoch in den Varianten Langeweile, Desinteresse oder Antipathie.

Schwangerschaftsbücher für Frauen sind bierernst, notorisch verständnisvoll und immer „wunderschön gestaltet“, sie sind „für schöne Augenblicke“ oder heißen gleich indoktrinierend „Happy Mama“. Die Föten darin sind winzige „Wunderwesen“, quallige Embryos werden als kleine Prinzen und Prinzessinnen beschrieben, aber nie als das, was sie sind: spooky Kaulquappen, außerirdische Quallen oder Erdnüsse mit Wasserkopf.
„Ein Alien-Baby mit übergroßem Quadratschädel“, so was liest man eben nur in den Schwangerschaftsbüchern für Männer, die, wer hätte es gedacht, „witzig und frech illustriert“ sind. Für Frauen sind Föten kleine Sternschnuppen, für Männer ulkige Aliens – das ist ungerecht! Und ungerecht ist auch, dass es bislang kein einziges bezaubernd gestaltetes Büchlein namens „Endlich Papi“ oder „Happy Papa“ gibt.