Von Judith Taudien

Satte Harmonien, leidenschaftliche Vocals und schimmernde Poppoesie: Mehr als zwei Jahre hat sich die australische Musikerin Sophia Exiner alias Phia Zeit genommen, um ihr erstes Album aufzunehmen. Am 26. August erscheint mit „The Ocean Of Everything“ nun das Debüt der australischen Singer-Songwriterin, das sie mithilfe ihrer Fans über eine Crowdfunding-Kampagne finanzierte. Mit Missy Magazine sprach sie über ihre Arbeit an der Platte, die Zusammenarbeit mit dem New Yorker Produzenten Eli Crews und ihre Rückkehr von Berlin nach Melbourne.

Poppoetin Phia © Christoph Abatzis

Du hast lange an deinem Debütalbum gearbeitet. Hast du dir bewusst so viel Zeit dafür genommen?
Nein, das war natürlich nicht meine Absicht, mir so viel Zeit zu nehmen, aber ich wollte das Album auch so gut wie möglich machen. Bereits während der Aufnahmen habe ich viel positives Feedback bekommen. So hatte ich das Gefühl, dass das Album die Chance hat, wirklich etwas Besonderes zu werden. Dafür wollte ich aber mit Leuten zusammenarbeiten, die genauso leidenschaftlich bei der Sache sind wie ich. Das war einer der Gründe, warum das alles sehr lange gedauert hat. Hinzu kam dann noch die Suche nach einem Label. Jetzt bin ich sehr glücklich mit dem Ergebnis.

Dein Album heißt „The Ocean Of Everything“ – was genau ist damit gemeint?
Ich hatte anfangs große Schwierigkeiten, einen passenden Namen für das Album zu finden. An der Zeile „The Ocean Of Everything“ aus dem Song „Begin Again“ bin ich dann hängen geblieben und habe gedacht: Das ist es! Der Titel und die Songs beschreiben meine Reise der letzten Jahre von Melbourne nach Berlin und wieder zurück über den großen Ozean.

Du hast für dein Album mit Eli Crews zusammengearbeitet, der die Songs abgemischt hat und der auch das zweite Album von tUnE-yArDs produziert hat. Wie war die Zusammenarbeit?
Die Arbeit mit ihm war toll, auch wenn wir nie zusammen in einem Raum waren und er alles von New York aus gemacht hat. Als es darum ging, jemanden zu finden, der das Album mischen kann, dachte ich an die Platten, die ich selbst liebe – so zum Beispiel von tUnE-yArDs, die die besten Live-Shows macht, die ich je gesehen habe. Eli Crews ist es bei ihrem Album gelungen, diese Energie einzufangen. Ich habe ihm geschrieben und gefragt, ob er mein Album mastern würde. Wir haben während der gemeinsamen Arbeit viel dazugelernt. Wenn ich live spiele, dann geht der ganze Sound zuerst durch mein Loop-Pedal in ein PA-Soundsystem und wieder zurück in den Raum. Genau diesen Sound wollte ich auch auf dem Album.

Du hast dein Album über Crowdfunding finanziert. Gab es Momente, in denen du gedacht hast, du erreichst die gewünschte Summe nicht?
Ja, die gab es. Aber ich war sehr von der Idee überzeugt, das Album auf diesem Weg zu realisieren. Auch, weil ich viele erfolgreiche Kampagnen anderer Musiker*innen kenne. Wenn man damit anfängt, hat man keine Ahnung, was passiert, wenn die Kampagne fehlschlägt. Und es ist immer schwierig, andere Menschen um Geld zu bitten, selbst wenn du dafür etwas zurückgibst. Zum Glück hat es geklappt. Crowdfunding ist jedoch harte Arbeit und man muss im Vorfeld sehr viel recherchieren, zum Beispiel, wie viel Geld man braucht: nicht zu ambitioniert, aber auch nicht zu wenig.

 

In vielen deiner Songs steht die Kalimba im Mittelpunkt, die inzwischen zu deinem Markenzeichen geworden ist. Wie bist du zu diesem Instrument gekommen?
Entdeckt habe ich das Instrument während meines Studiums. Zu der Zeit habe ich angefangen, Kinderinstrumente zu sammeln. Ich hatte ein Kinderpiano, ein Glockenspiel und eine Melodica zu Hause. Ich hatte einmal einen Gig mit einer Popband namens Red Berry Plum und der Keyboarder spielte in einem Song Kalimba. So eine wollte ich dann auch. Beim ersten Spielen war ich sofort verliebt. Die Kalimba ist ein tolles Instrument. Man kann sie zwischendurch immer wieder beiseitelegen, sie wieder zur Hand nehmen und sich während einer Show frei bewegen, was ich sehr liebe.

Phia „The Ocean Of Everything“
(Labelship/Broken Silence), VÖ: 26.08.

Du hast lange in Berlin gelebt, viereinhalb Jahre, um genau zu sein. Welche Dinge vermisst du am meisten in Melbourne?
Diese großartige Atmosphäre, dass hier alles passieren kann. Das Gefühl unendlicher Möglichkeiten und die Idee, nie zu wissen, was hinter der nächsten Ecke auf eine*n wartet – das vermisse ich sehr. Und natürlich die ganz normalen Dinge des Lebens hier: auf den Flohmarkt gehen, am Kanal spazieren und mit dem Fahrrad durch die Straßen fahren.

Ende August erscheint dein Album bei Labelship. Welche Pläne hast du für die nächsten Monate?
Ich würde mir wünschen, dass ich – neben den Fans, die mich schon seit vielen Jahren begleiten – mit meinem Album auch ein neues Publikum erreichen kann. Ich bin im Dezember nach Melbourne zurückgezogen und komme nun das erste Mal nach Europa zurück, um hier zu touren. Mein Traum wäre es, einmal im Jahr nach Europa zu kommen und hier im Sommer auf Festivals zu spielen und auf Tour zu gehen.