Von Miriam Rebecca Zenner

Was macht Mode mit uns als Konsument*innen? In ihrem Buch „Das antikapitalistische Buch der Mode“ analysiert die britische Journalistin Tansy E. Hoskins die Entstehung der Massenmode und das Verhältnis von Körper und Kapitalismus, Werbung und Widerstand. Tansy E. Hoskins verschafft Überblick über die Mechanismen der Mode: Sie beschreibt die Ko-Abhängigkeit zwischen Marken und Modemagazinen, benennt den Rassismus der Branche und schreibt von den menschenunwürdigen und umweltzerstörenden Produktionsbedingungen Das Buch bietet Hintergrundwissen für einen emanzipierteren Umgang mit Mode.

© Henna Malik
Tansy E. Hoskins: „Modemagazine dienen dazu, den Status quo zu festigen.“ © Hanna Malik

Frau Hoskins, woher kommt der Irrtum, als Kund*in sei man „König*in“ und der Konsum von Mode sei selbstbestimmt und demokratisch?
Im Kapitalismus wird uns beigebracht, dass Ermächtigung durch individuelles Handeln entsteht, nicht durch gemeinsames Agieren. Uns wird glauben gemacht, Freiheit bedeute eine Vielfalt der Auswahlmöglichkeiten des Konsums. Wir sollen dem System vertrauen und unseren Weg in eine neue Welt erkaufen, nicht erkämpfen. Es ist ein Narrativ, das uns lehrt, dass Unternehmen durch die Konsument*innen im Zaum gehalten und „ethisch“ gemacht werden können. Die Rhetorik der Demokratie dient dabei als Tarnung für Ausbeutung. Ein Kernpunkt meines Buches ist es, die Idee infrage zu stellen, dass wir Gerechtigkeit erkaufen können. Unsere Einkaufsgewohnheiten zu ändern reicht nicht aus, individuelle Konsumentscheidungen verändern nicht die Welt. Stattdessen müssen wir eine soziale Bewegung bilden, die stark genug ist, eine neue Form der Welt zu schaffen. Vor allem anderen hoffe ich, dass die Leute das verstehen.

Sie beschreiben die Entfremdung, die durch die Ferne zum Entstehungsprozess von Produkten entsteht, und das Ohnmachtsgefühl der Konsument*innen angesichts des Körperbilds, das Mode reproduziert. Wie lassen sich die Entfremdung auflösen und das Ohnmachtsgefühl abschütteln, um handlungsfähig zu werden?
Der Kapitalismus hat eine Welt erschaffen, in der die Menschen nichts bedeuten. Eine Welt, in der Objekte mehr Wert besitzen und größeren Respekt bekommen als die Menschen, die sie herstellen. Der einzige Weg, um Bedeutung zu erlangen, ist kollektiv zu arbeiten und einen Machtblock zu bilden, der die Mächte herausfordert, die uns angreifen und ausbeuten. Das fängt damit an, dass die Menschen aufhören müssen, in ihren individuellen Konsumentscheidungen nach Antworten zu suchen. Wenn wir über Veränderung sprechen, geht es nicht darum, persönliche Befriedigung zu erreichen, sondern darum, das bestehende System umzuwälzen. Es gibt Hunderte von Zusammenschlüssen, Gewerkschaften und Kampagnen in der …