Lindsays Welt gerät aus den Fugen, sie bricht mit der Religion und ihrer Vergangenheit als Spitzenmitglied des Matheclubs.

Illustration: Elisabeth Moch

 

„I don’t give a damn ’bout my bad reputation“, singt Joan Jett über die ProtagonistInnen der kurzlebigen Serie „Freaks and Geeks“. In deren Zentrum steht das behütete Leben der Einser-Schülerin Lindsay Weir (Linda Cardellini) im Kleinstädtchen Chippewa, Michigan, Anfang der 80er-Jahre.

Nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter gerät Lindsays Welt gehörig aus den Fugen, desillusioniert bricht sie mit der Religion und ihrer Vergangenheit als Spitzenmitglied des Matheclubs. Das Streberinnen-Image abzulegen und in den Kreis der Freaks aufgenommen zu werden, ist allerdings gar nicht so leicht, wenn man bei LehrerInnen derart beliebt ist wie Lindsay. „Meine neuen Freunde denken, ich sei die Tugend in Person, und meine alten Freunde denken, ich schmeiße mein Leben weg“, klagt sie zu Beginn.

Lindsays Eltern und die religiöse Kindheitsfreundin Millie sind entgeistert. Doch die Sorgen sind unbegründet. Denn auch wenn Lindsay mal an einem Joint zieht oder schwänzt, hilft sie dem Bad Boy der Schule (James Franco in einer frühen Rolle) am nächsten Tag bei den Hausaufgaben. Und auch ohne Matheclub bleibt sie doch die smarteste Person an der McKinley High School. Eine, die ihrem Vater daheim die sexistischen Ansichten über Präsidentschaftskandidatinnen um die Ohren haut.

Dass die inzwischen Kultstatus erlangte Serie hierzulande unter dem Titel „Voll im Leben, voll daneben“ nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit nachts in der ARD versendet wurde, ist ein kleiner Skandal. Schließlich gelang damit etwas bis dato Unerreichtes: all den AußenseiterInnen, StreberInnen und sonstigen Randfiguren endlich ein Denkmal zu setzen. Hier waren die Freaks zur Abwechslung die HandlungsträgerInnen – und zwar ohne fiese Klischeebrille. Die StreberInnen sahen vollkommen normal aus. Irgendwie beruhigend. Text: Katja Peglow

„Freaks and geeks“ lief 1999 im US-Sender NBC und wurde nach nur 18 Episoden wieder eingestellt. In Deutschland zeigte die ARD die Serie 2005. Eine DVD ist nur in den USA erhältlich, die meisten Episoden sind aber im Netz zu sehen.