Knarz, rüttel, zisch! Deerhoof klingen auch auf dem zwölften Album wieder unberechenbar. Für „La Isla Bonita“ hat sich das Quartett aus San Francisco auf seine DIY-Ursprünge besonnen. Dauerten frühere Aufnahmesessions schon mal vier Monate, hat sich die Band diesmal für zehn Tage im Keller eingeschlossen und irgendwann entschieden, dass jetzt das Aufnehmen das Proben ablöst. Diese Spontaneität ist den zehn Stücken deutlich anzuhören.

Deerhoof: „Paradise Girl“ (Videostill)

„Paradise Girls“, der Opener, legt das sofort offen. Der Gesang zu Beginn könnte ein Electropop-Stück einleiten, doch Schlagzeug und Gitarre denken weder an Einheitlichkeit noch an Eingängigkeit. Überhaupt: Die Rhythmuswechsel geben auf „La Isla Bonita“ den Ton an. Die Percussion wirkt mitunter jazzy, wie bei dem ins All strebenden „Big House Waltz“ oder im Stück „Tiny Bubbles“. Das klingt so, als würden die Instrumente untereinander und mit Sängerin und Bassistin Satomi Matsuzaki diskutieren – jedes beansprucht für sich Raum.

Es gibt jedoch auch jede Menge Druck und konzentrierten Krach, wie er im Westküsten-Garagepunk Tradition hat. „Exit Only“: Drei Akkorde peitschen durch einen Verzerrer, Samples von Geschrei und Lachen gesellen sich dazu. Auch zu „Doom“ lässt sich heftig mit dem Kopf nicken. Die harmonischen Momente des Songs übergeben schnell genug der Dissonanz den Staffelstab und die knallt ihn natürlich auf den Boden. Auch nach 20 Jahren Bandgeschichte halten sich Deerhoof vom Runterkommen fern. „La Isla Bonita“ beweist: Sie sind die MeisterInnen der geschickt geflickten Unruhe. Text: Luise Vörkel

Und jetzt, tadaaaaa!, die Videopremiere zur Single „Paradise Girl“:

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   Deerhoof „La Isla Bonita“

   Altin Village & Mine/Indigo

   Bereits erschienen.