Von Amelia Umuhire

Winter is coming. Und endlich ist es da: das lang ersehnte „Game of Thrones“-Finale.
Die blonden Lannisters wurden gekrönt.
Seit Tagen wird der sich abzeichnende „gefühlte“ Weltuntergang in Social-Media-Trauerritualen zelebriert.
Alle schauen mit offenem Mund und leicht erregt zu, als er den eisernen Thron besteigt.
Es ist alles in einem. Beerdigung, Krönung, Superbowl.
Und seitdem noch mehr Bilder vom wahren Dschungelkönig, wie er an seinem Schreibtisch jeden Tag Dekrete unterzeichnet.

Die Reality Shows sind natürlich auf allen Geräten verfügbar. © Tine Fetz
Die Reality Shows sind natürlich auf allen Geräten verfügbar. © Tine Fetz

An einem Tag Abtreibung, dann die Mauer, am nächsten Tag die Einreisesperre für Geflüchtete.
Mit starrem Nacken blicken wir gen Westen und sind empört über diese rückständigen, unmenschlichen, ja so absolut gar nicht europäischen Maßnahmen. Denn hier lehnen wir Mauern strikt ab. Wofür eine Mauer, wenn das Mittelmeer die lästigen Aufgaben übernimmt.

Jemand beschwert sich, dass man in die Falle getappt sei. Ab jetzt werde man immer über alles, was der Dschungelkönig tweetet, berichten müssen.
Die Alliterationen sind langsam aufgebraucht, wie viele Verben gibt’s noch, die mit T beginnen?

Im deutschen Privatfernsehen isst ein Mann, den ich vage aus einer frühen 2000er-Sketch-Show wiedererkenne, eklige tierische Körperteile, um für sein Team Sterne und somit eine volle Ration Essen zu gewinnen.

Später startet derselbe Mann einen Aufstand, als er bemerkt, dass das für die Teilnehmer*innen vorgesehene Trinkwasser nicht sauber sei. Sein Aktionismus wird in einem Zusammenschnitt als cholerisches Verhalten eines unberechenbaren Mannes verhöhnt.
RTL lacht sich schlapp und schafft es, noch irgendwie zu erwähnen, dass dieser kleine Mann ein trockener Alkoholiker ist.

Währenddessen ist in Flint, Michigan die überwiegend Schwarze Bevölkerung seit April 2014 ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, da als Folge einer republikanischen Sparmaßnahme ihr Wasser nun aus dem unter anderem mit Blei verseuchten Flint River kommt.
Die Aufmerksamkeit ist gering. Dem Skandal fehlen gute Bilder. Es kommt nicht an.

Als die Bilder von Straßen voller Frauen in bunten Mützen unsere Timelines fluten, keimt so etwas wie Hoffnung auf. Hinter unseren Bildschirmen liken wir, was das Zeug hält, als wären wir fast dabei gewesen. Widerstand im Live-Stream.

Durch einen vielleicht Wetter- und PR-bedingten „Zufall“ sind wieder mal Häkelmützen und Pussys zum Symbol dieser feministischen Manifestation erklärt worden. Was auch sonst?
Primetime Pussy Power.

Die Alliterationen fließen wieder.
Endlich.