Von Christina Mohr

Den Film „Trainspotting 2“ aus feministischer Perspektive anzugucken ist ungefähr so zielführend wie die UEFA Champions League nach demselben Aspekt zu beurteilen – es bringt nicht so richtig was. Da ja aber Fußball- und Filmegucken Spaß macht und man nicht immer alles so verbissen sehen soll, werde ich niemanden davon abhalten, „T2“, wie das Sequel liebevoll abgekürzt wird, anzuschauen.

© SONY PICTURES ENTERTAINMENT INC.
Typenparade © SONY PICTURES ENTERTAINMENT INC.

Eines muss klar sein: „Trainspotting“ ist auch zwanzig Jahre nach dem Originalfilm ein reines Männer- beziehungsweise Jungsding. Denn von einer Entwicklung im Sinne von Erwachsenwerden kann bei Mark Renton, Begbie, Sick Boy und Spud keine Rede sein. Es sei denn, man hält es für eine reife Leistung, die Kunden seiner Geliebten zu erpressen – womit wir bei der prägnantesten Frauenfigur des Films wären: Anjela Nedyalkova spielt die Sexarbeiterin Veronika, Freundin von Sick Boy, der seit 1996 von Heroin auf Kokain umgesattelt hat, also durchaus eine Veränderung durchgemacht hat.

Anjela/Veronika ist großartig, keine Frage, und man wird noch viel Tolles von ihr sehen – nur halt nicht in diesem Film. Die anderen beiden Frauenrollen – Kelly Macdonald als Rentons alte Liebe Diane und Shirley Henderson als Spuds Freundin Gail – sind nicht mehr als Randfiguren. Ach, Halt: Gail darf dem Schriftsteller-in-Progress Spud immerhin einen Titel für sein entstehendes Werk einflüstern …

Vielleicht hätte es zu denken geben sollen, dass sich Hauptdarsteller Ewan McGregor lange Zeit weigerte, für „T2“ zur Verfügung zu stehen. Ihm schwante wohl, dass Irvine Welshs dünne Romanvorlage „Porno“ (immerhin auch schon von 2002) seinem Ruf eher schaden wird, auch wenn seine Befürchtungen andere Gründe haben dürften als unsere.

© SONY PICTURES ENTERTAINMENT INC.  Trainspotting (UK 2017)
R: Danny Boyle. Mit: Ewan McGregor, Ewen Bremner, Jonny Lee Miller u. a., bereits im Kino

Na ja, schlussendlich hat sich doch der gesamte Original Cast versammelt – und wenn man sich vor Augen hält, dass es Regisseur Danny Boyles vornehmliches Ziel war, der Film möge „nicht ganz scheiße“ sein, und das Publikum durch allerlei triggernde Rückblenden bei der Stange, sprich in speediger Neunzigerjahre-Nostalgie, gehalten wird, schraubt man die Erwartungen auf Klobecken-Höhe herunter (bezeichnenderweise spielt auch die Toilette wieder eine der Hauptrollen). Und findet es schon ganz schön feministisch, dass Blondies „Dreaming“ im Soundtrack ertönt.