Von Friederike Mehl

Die Journalistin Lena (Nina Kronjäger) macht eigentlich Urlaub in Griechenland. Doch in ihrer Redaktion drohen Entlassungen. Also sucht die Reporterin an der EU-Außengrenze nach Geschichten: Leihwagen, Pampa und triste Hotels statt Sightseeing und Sonnenbädern. Mittendrin trifft sie Amy (Anna Schmidt), die mit ihrem Freund zum Trampen verabredet war. Plötzlich sitzen gelassen wartet Amy auf ein neues Ziel.

© Grandfilm

Zu Hause in Berlin lebt die Vollzeitaktivistin in einer Wohnung ihrer Eltern ‒ von der Miete ihrer Mitbewohner*innen. All ihre Energie steckt sie in die Refugee-Bewegung.

Lena und Amy, die beiden ungleichen Frauen, werden zu Weggefährtinnen. Jede versucht auf ihre Weise, den Zuständen zu begegnen, die an Europas Grenzen herrschen. Unterwegs reflektieren die beiden über die Möglichkeit politischer Einmischung. Aus ihren Gesprächen werden Diskussionen. Aus Diskussionen wird Streit.

Orientierungslosigkeit ist kein Verbrechen DE 2016. Regie: Marita Neher & Tatjana Turanskyj. Mit: Nina Kronjäger, Anna Schmidt u. a., 76 Min., Kinostart: 16.03.

Die Regisseurinnen Marita Neher und Tatjana Turanskyj experimentieren in ihrem Film mit dokumentarischen, inszenierten und improvisierten Szenen. Die Auseinandersetzungen der beiden Protagonistinnen im Zentrum der Handlung kommen dabei oft etwas hölzern rüber. Doch wenn sich Lena und Amy mit drei Worten Griechisch zu ihrem Ziel durchfragen, entstehen ganz ungeahnt berührende Szenen. Nebenbei wird die Ödnis der europäischen Peripherie dramatisch in Szene gesetzt.