Von Nicole Karczmarzyk

Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Wien. Die kleine Christine muss mit Mutter und Schwester nach einem Bombenangriff in eine Villa am Stadtrand fliehen. Dort verstecken sie den desertierten Vater und teilen sich das wenige Essen. Als Soldaten der Roten Armee in der Villa ihr Quartier einrichten, leben plötzlich kriegsmüde Sieger und Besiegte unter einem Dach.

Zita Gaier als Christine © W-film

Die unerschrockene Christl genießt das entstehende Chaos, denn die Neunjährige kennt kein Leben in Friedenszeiten. So wird durch die Augen des Mädchens ein unbefangenes Bild des Sommers 1945 gezeigt. Dem kindlichen Blick entgeht dabei aber nichts – weder ausgeführte Schießbefehle noch die Angst der jungen Frauen vor übergriffigen Soldaten. Schließlich findet Christine im Koch des russischen Trupps einen Freund. Denn der steht, wie Christine und ihre Familie, außerhalb der Soldatengemeinschaft und so deutet sich im Film leise an, dass in schweren Zeiten die Schwachen zusammenhalten müssen, egal wo sie herkommen.

Maikäfer, flieg! AT 2016. Regie: Mirjam Unger. Mit: Zita Gaier, Ursula Strauss, Gerald Votava, Heinz Marecek u. a., 109 Min., Start: 27.04.

Von Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten erzählt „Maikäfer, flieg!“, eine Filmadaption des gleichnamigen autobiografischen Kinder- und Jugendromans von Christine Nöstlinger. Der Film ist mit seiner brillanten Fotografie und seiner klaren Erzählweise eine Hommage an die österreichische Schriftstellerin. Zugleich ist er ein Manifest der Vorurteilslosigkeit, gerade in Krisenzeiten – und damit aktueller denn je.