Von Katja Peglow

Weniger ist das neue Mehr! Langweile dürfte mit „It’s A Myth“ von Eva Moolchan alias Sneaks nicht so schnell aufkommen, deren Songs nur selten die Zwei-Minuten-Grenze überschreiten. Dem Trend zum extra langen Popalbum setzt die aus Washingtons DIY-Punkszene stammende Musikerin kompakte 18 Minuten auf ihrem soeben veröffentlichten zweiten „Longplayer“ entgegen. Damit ist „It’s A Myth“ sogar stattliche vier Minuten länger als der schlanke Vorgänger „Gymnastics“ geworden (das sind im Sneaks-Universum schon einmal zwei Songs mehr).

Sneaks © Nina Corcoran

Der Nachfolger folgt erneut konsequent einer durchgehenden Sound-Richtlinie, der sich Sneaks schon auf ihrem im letzten Jahr auf Merge wiederveröffentlichten tollen Debüt verschrieben hat. „I get away with the formula“, verkündet die 21-jährige Moolchan abgeklärt im Opener „Inside Edition“. Warum ändern, was gut zusammenpasst?

Während andere Bands ein ganzes Areal an Instrumenten für ihren Soundkosmos benötigen, kommt Moolchans minimalistischer Postpunk mit einem billigen Drum-Computer, ein paar muskulösen Bassläufen und ihrem lässigen Sprechgesang aus. Klassische Songstrukturen spielen bei Sneaks keine allzu große Rolle.

Sneaks „It’s A Myth“
(Merge/Cargo), bereits ersch.

Vielmehr liegt der Fokus des Albums auf dem Groove, aus dem sich Moolchans wie beiläufig erklingende Stimme und skizzenhafte Texte generieren. Das Ergebnis ist Pop und Punk zugleich und eine der besten Platten des Jahres. Nur von welchem Mythos Eva Moolchan auf ihrem zweiten Album singt, erfahren wir leider nicht. Das bleibt vorerst ihr Geheimnis. Diese großartige Platte hoffentlich nicht.