Von Katja Peglow

Seit 2008 träumt Ramona Gonzales, besser bekannt als Nite Jewel, vom großen Durchbruch im Musikgeschäft, der für einen kurzen Augenblick mit dem 2012 veröffentlichten glitzernden R&B-Popalbum „One Second Of Love“ zum Greifen nahe schien. Doch dann überwarf sich Gonzales mit ihrem damaligen Label, von dem sie sich zu sehr in eine poppige Ecke gedrängt fühlte.

© Leo Garcia

Der deutlich elektronischere Nachfolger „Liquid Cool“ aus dem Vorjahr orientierte sich wieder stärker am unterkühlten Discosound des Italians-Do-It-Better-Umfelds, dem Gonzales einst als verheißungsvoller Stern am Elektro-Pop-Firmament entstiegen war. Darauf kreuzte die Mittdreißigerin Mariah Carey mit Autechre und taufte das coole Gebräu 80er-Electro-Noir.

Auf ihrem vierten Album, das auf ihrem eigenen Label Gloriette erscheint, wagt sich Nite Jewel wieder auf lichteres Terrain. „Real High“ zehrt diesmal stärker vom Clubsound der Neunziger. Mal schweißtreibend wie in „2 Good 2 Be True“, in dem Gonzales wie Janet Jackson zu ihren besten Zeiten klingt, mal verträumt, wie im chilligen Titeltrack „Real High“, in dem die Kalifornierin zu sphärischen Electro-Beats über die Sehnsüchte von heute und die Liebesqualen von morgen singt.

Nite Jewel „Real High“
(Gloriette/H’art), bereits ersch.

Verstärkung holt sich Gonzales dieses Mal direkt aus ihrer Heimatstadt Los Angeles, nämlich bei der Dreampop-Spezialistin Julia Holter (zuständig für alles Schwebende und Ätherische) sowie dem „Botschafter des Boogie Funk“ DâM-FunK (zuständig für den Bass). Mit Letzterem betreibt die Sängerin seit einiger Zeit auch das tolle Nebenprojekt Nite-Funk, das sich ebenfalls sehr zu entdecken lohnt.