Von Anna Mayrhauser

In der kultigen Mystery-TV-Serie „Stranger Things“ hat Barbara Holland, kurz Barb genannt, etwa fünf Minuten Sendezeit zu leben, bevor sie von einem Monster in eine Zwischenwelt entführt und dort ermordet wird. Bis dahin trägt Barb, 17 Jahre alt, eine riesige Brille, Mom-Jeans und Blusen in Rosttönen, die heute ziemlich gut ankommen würden, in ihrer Highschool in einer Kleinstadt im US-amerikanischen Bundesstaat Indiana im Jahr 1983 aber eindeutig verkannt werden.

Bevor Barb stirbt, sitzt sie alleine am Pool einer Hausparty, auf der alle anderen rumknutschen. © Patu

Barbs Hauptfunktion besteht darin, ihre Schulsachen herumzutragen, an Spinden zu lehnen und ihre beste Freundin Nancy, die in der Serie eine wesentlich wichtigere Rolle als Barb spielt, vor Alkohol und Sex mit dem Schulhallodri Steve zu warnen. Kurz: Barb ist so offensichtlich als die nerdige beste Freundin des begehrenswerten Mädchens angelegt, dass es wehtut. Trotzdem oder gerade deshalb hat sich Barb in die Herzen der „Stranger Things“-Fans gespielt, die ihrem kurzen Leben vor allem im Internet Tribut zollen. Warum? Vielleicht, weil die Schauspielerin Shannon Purser diese nette Streberin so archetypisch verkörpert. Also eben so offensichtlich, wie auch der Rest der Serie wohlig an Stephen King und Steven Spielberg, an „Twin Peaks“ und Filme wie „Stand By Me“ denken lässt, an diesen einen, in der Popkultur so oft beschworenen Sommer vor zwanzig Jahren, in dem sich für die Protagonist*innen alles ändern sollte. Doch für Barb ändert sich nichts: Sie findet ihr Ende am Rande eines Pools im November, während ihre beste Freundin das erste Mal mit einem Jungen schläft.

Die zweite Staffel der Netflix-Produktion Stranger Things startet am 27. Oktober.

Ach Barb. Was hätte aus dir werden können? Hättest du die Highschool beendet und dein Provinznest so schnell wie möglich verlassen? Wärst du aufs College gegangen und zu Abenteuer und Romanzen, allesamt interessanter als eine mit Steve, aufgebrochen, für die du im Herbst 1983 einfach noch nicht bereit warst? Wir hätten noch so viel zusammen erleben können. 

Dieser Text erschien zuerst in Missy 05/17.