Von Christina Mohr

Leila Gharib alias Sequoyah Tiger hat die Bezeichnung „Allround-Talent“ wirklich verdient: Die aus Verona stammende Performancekünstlerin ist als Musikerin, Sängerin, Producerin und Breakdancerin unterwegs, darüber hinaus zeichnet sie (siehe Covermotiv), dreht ihre Videos selbst und hat ein äußerst kreatives Gespür für Sprache. Ihr Künstlerinnenname beispielsweise besteht aus zwei Wörtern, deren Klang Gharib schlichtweg gut gefiel.

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Auch der Albumtitel ist ein mehrdeutiges Kunstwort: Von der Parabel über die mathematische Kurvendiskussion bis zum Bandit darf man nach Gusto alles Mögliche hineinlesen. Ähnlich funktioniert auch Sequoyah Tigers Musik – immer in Bewegung, immer auf Veränderung bedacht.

Nach zwei vielversprechenden EPs erscheint ihr Debütalbum bei Morr Music, einer prima Adresse für fantasievollen, anspruchsvollen Indie-Pop: Die zehn Songs auf „Parabolabandit“ sind ungemein eingängig, legen Spuren zu Italo Disco, Sechzigerjahre-Pop und Elektronik-Klassikern im Geiste Kraftwerks – und sind dabei voller tricky Details, die man erst beim zweiten, dritten Durchgang richtig bemerkt.

Sequoyah Tiger „Parabolabandit“
(Morr Music/Indigo)

Die verschobenen, geschichteten Beats von „Cassius“ oder „Punta Otok“ können eine*n buchstäblich ins Schlingern bringen; die Lyrics von „A Place Where People Disappear“ bettet Gharib in sanften Gesang, sodass sich ihre verstörende Wirkung erst bei genauem Hinhören entfaltet – überhaupt stehen die Vocals bei „Parabolabandit“ im Mittelpunkt, aber das kann beim nächsten Album wieder ganz anders sein.