Von Hengameh Yaghoobifarah

„Public display of affection“, kurz PDA, meint die öffentliche Zurschaustellung von romantischer oder sexueller Zuneigung. Von Händchenhalten über Knutschen bis hin zum Ausrufen von Kose­namen umfasst dies jede Form verbaler und nonverbaler Kommunikation, die eine Art von Paarbeziehung oder Dating signalisiert.

Mit Hilfe von Liebesschlössern an öffentlichen Orten verewigen sich Paaren schon seit Jahren. Es geht aber auch einfacher. ©FlyerBine

Auch das Internet eignet sich als möglicher Schauplatz von „public display of affection“, besonders in sozialen Medien, wo unsere Beziehungen auch dann sichtbar sind, wenn wir uns an verschiedenen Orten aufhalten. Die Haltungen zu PDA sind gemischt: Manche finden es süß, andere nervig, wieder andere problematisch, weil diese Form der Zurschaustellung von Romantik Normen wie Monogamie, Hetero­sexualität und traditionelle Beziehungskonzepte verfestigen kann.

Paare handhaben ihre PDA unterschiedlich. Manche drehen richtig auf. Ab dem Zeitpunkt, an dem sie „zusammengekommen sind“ gibt es Profilbilder der Zweisamkeit und häufig einen aktualisierten Beziehungsstatus. Ab und an posten sie Updates, nach denen niemand gefragt hat, wie etwa: „Schon sechs Monate mit meinem Schatz zusammen.“ Und ja, auch die Kosenamen bleiben kein Geheimnis.

Dann ist da das alberne Pärchen, dessen PDA immer ironisch ist. Ein überzogenes „Ich date die tollste Person der Welt“ wird von Freund*innen mit „Nehmt euch ein Zimmer“ kommentiert. Manchmal posten sie Selfies in Halloween-Kostümen oder verlinken sich gegenseitig unter mehr oder weniger lustigen Bildern.

Manche stellen ihre Beziehung als Indie-Filmromanze, inklusive Fotostreifen in Schwarz-Weiß und Musikvideos dar, die sie einander kommentarlos auf die Pinnwand posten. Sie haben sich meistens auf einem Konzert kennengelernt und haben kryptische Pärchentattoos, z. B. von einer aufgeschnittenen Avocado. Ihre Posen sind unprätentiös, mit einem Kaffee im Bett oder einem Dosenbier auf dem Balkon, aber immer schön mit Filter.

Bei manchen Paaren weiß man nicht, ob sie welche sind, aber sie zeigen demonstrativ, dass sie miteinander Sex haben, weil sie auf Instagram auf jeglichen Pathos verzichten und direkt benutzte Kondome oder nackte Körperteile ablichten, gerne mit explizieten HipHop-Zitaten als Bildunterschrift.

Manche beziehen sich nur auf sehr geheimnisvolle Weise aufeinander. Etwa auf Fotos mit der Hand der einen Person, die gerade einen Joghurt aufmacht. Der Vorteil: Niemand weiß, dass sie zusammen sind, und niemand merkt, wenn sie sich trennen. Ihre Offline-Beziehung macht das nicht weniger real.

Dieser Artikel erschien zuerst in Missy 05/17.