Von Anna Opel

Wie ist es, wenn deine Mutter neuerdings mit einer Frau zusammenlebt? Ganz normal, findet die zwölfjährige Sara. Außerdem gibt es Wichtigeres: Saras Zahnspange ist endlich ab. Ready to kiss geht sie zur Schule, ist verknallt und plant ihren bevorstehenden 13. Geburtstag. Eigentlich möchte sie zu Hause feiern, wo sie mit ihrer jüngeren Schwester Catalina, ihrer Mutter Paula und deren Freundin Lía lebt. Wären da nicht die Blicke in der Schule und die Tuscheleien der Erwachsenen.

Sara und Catalina © Cine Global

Nach einer Hausparty fährt Sara aus der Haut. „Das ist auch mein Haus und es stinkt nach Qualm!“, schreit sie ihre Mutter an. Als sie dem Vater davon erzählt, übertreibt sie nur ein bisschen. Doch es reicht, um die Sorgerechts-Maschinerie anspringen zu lassen: hochgezogene Augenbrauen, psychologische Gutachten, Gericht. Der Plot dieses tollen Films ist inspiriert von einem wahren Sorgerechtsfall, der vor Jahren in Chile hohe Wellen schlug.

Beiläufig zeigt „Rara“ entlang unzähliger Situationen aus der protokollarischen Perspektive eines Kindes, wie eine Gesellschaft queere Elternschaft stigmatisiert. Nah ist die Kamera bei Sara, in der Schule, in der Küche, wenn sie sich mit ihrer Freundin über Homosexualität austauscht. Wenn sie sich schämt, als die Eltern ihres Schwarms bei einer Zufallsbegegnung reichlich konsterniert auf die lesbische Identität ihrer Mutter reagieren. Sara zieht die Konsequenzen – und verlegt die Party in den Hetero-Haushalt ihres Vaters.

„Rara – Meine Eltern sind irgendwie anders“ CL/AR 2016, Regie: Pepa San Martín. Mit: Mariana Loyola, Agustina Muñoz, Julia Lübbert, Emilia Ossandón, 93 Min., Start: 30.11.

In diesem leichtfüßigen Film gibt es keine Heldinnen, alle tricksen ein bisschen für ihr Glück. Eltern und Kinder agieren auf Augenhöhe, und wenn etwas schiefgeht, ist es traurig, aber nicht das Ende der Welt. 2016 wurde die Tragikomödie „Rara“ bei der Berlinale mit dem Großen Preis der Internationalen Jury von Generation Kplus ausgezeichnet.