Interview: Lisa Tracy Michalik

Was hat es mit dem provokativen Titel „Black Privilege“ auf sich? Schwarze Privilegien gibt es ja nicht.
Mit dem Titel stelle ich vor allem Fragen: Gibt es Schwarze Privilegien, für einen Moment, für eine Sekunde? Ich stelle etwas in den Raum, das eigentlich nicht existiert. Das Stück „Black Privilege“ zeigt, wie du bspw. den höchstmöglichen Bildungsabschluss haben kannst, aber trotzdem arbeitslos bist. Als Künstlerin in Südafrika habe ich Probleme, Räume zu finden, in denen ich performen und lehren kann. Für Schwarze Menschen gibt es kaum Chancen, die Mainstreamtheater werden von Weißen geführt, sie haben das Privileg zu bestimmen, wer Zutritt zur Bühne hat und wer nicht. Ich habe das Privileg, Bildung erfahren zu haben. Ich habe das Privileg, meinen Körper auf der Bühne bewegen zu dürfen. Weiße Kritiker*innen oder weiße Personen im Publikum erwarten von mir, dass ich so tanze, „wie Schwarze eben so tanzen“. Sie wollen von mir eine Art „happy dance“ sehen. Wenn sie dann meine tatsächliche Arbeit sehen, die nicht ihren Vorstellungen entspricht,

verstehen sie es nicht. Ein Black Privilege ist das allerdings nicht, dass ich auf der Bühne sein darf. Dieses Privileg habe ich nicht aufgrund meiner Hautfarbe.

Hattest du eine konkrete Inspiration für das Stück?
Eine große Inspiration war Winnie Madikizela-Mandela. Mich haben die Heldinnen Südafrikas inspiriert, die keinerlei Anerkennung erfahren. Es gibt viele weitere tolle Frauen, die mich inspirieren. Etwa meine verstorbene Tanzlehrerin Aline Westergaard. Sie hat mir geholfen, die Künstlerin zu werden, die ich heute bin. Und Germaine Acogny, die Königin des African Dance. Sie hat eine Schule für afrikanische Tänze im Senegal gegründet. Noch eine wichtige Inspiration ist die Tänzerin und Choreografin Judith Jamison. Als ich zehn Jahre alt war, habe ich sie, eine Schwarze Frau, gesehen, wie sie ein Ballettsolo getanzt hat. Ich könnte noch unzählige andere nennen.