Von Nadia Shehadeh
Illustration: Nadine Kolodziey

Als überzeugte Feministin stehe ich vor einem Problem, das ich in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr lösen werde: Ich liebe Musik, die mich nicht zurück liebt. Letztes Jahr stand ich abends mit einer Pizza und einer Cola in der Hand auf einem staubigen Acker in Belgien. Es war der Beginn eines der heißesten Sommer des Jahr- hunderts und ich hatte eine strapaziöse Anreise zu einem überfüllten Festival hinter mir. Auf der Bühne spielten Guns N’ Roses und ich dachte: „Das ist jetzt einer der schönsten Momente meines Lebens.“

©Nadine Kolodziey

Sänger Axl Rose war wie ich etwas in die Jahre gekommen und musste öfters eine Pause einlegen, sodass Leadgitarrist Slash mit seinen Solos immer wieder den Lückenfüller gab.

Alle Songs waren genauso schrottig wie vor 25 Jahren, doch mein Hirn feierte sie, und zwar hart. „Warum“, hätte ich mich in einer idealen Welt fragen können, „stehe ich als ausgewiesene Feministin auf einem Macker-Festival und höre mir Musik an, die bereits in den 1990ern problematisiert wurde, weil sie explizit frauenfeindlich ist?“ Doch diese Frage stellte ich mir natürlich nicht, und wenn, dann nur klammheimlich. „Ich bin eine von den Guten“, dachte ich dann, „halt nur mit einem inhaltlich fehlgeleiteten Musikgeschmack.“

Wenn man wie ich vor allem Metal, Rock und Indie hört, ist man unvermeidlich mit Musik konfrontiert, die zumeist von Weißen für Weiße, von Mackern für Macker komponiert wird. Man könnte also sagen, ich feiere gleich in doppelter Hinsicht – als Frau und als PoC – auf den falschen Partys. Ich liebe „You Shook Me All Night Long“ von AC/DC und kann es komplett mitsingen. Ich gehe auf Rockfestiv…