#16: Chocolate-Cheese-Cupcake aus „New Girl“

Illustration: Sharmila Banerjee

Anfang des neuen Jahrtausends begann sie – die Cupcake-Invasion. Von der Magnolia Bakery in New York aus und mithilfe der hippen „Sex And The City“-Darstellerinnen eroberten die putzigen Minitörtchen Foodblogs, Cocktailpartys, Coffeeshop-Ketten, vegane DIY-Feste und dürfen heute selbst beim Sonntagsbrunch mit Tante Frida nicht fehlen. Seitdem ist es auch gesundheitlich wieder völlig unbedenklich, mit bunter Lebensmittelfarbe zu kleckern. Denn bei Cupcakes zählt vor allem die opulente Optik, vom Geschmack her müssen sie nur eins sein: zuckerzuckersüß. Mindestens so süß wie die Mädchen, die sie gerne essen. Mädchen, die gemusterte Tellerröcke und süße Tieranhänger tragen und die ihre Küche im Stil einer 50er-Jahre-Melitta-Werbung einrichten. Mädchen wie Zooey Deschanel.

Die Schauspielerin ist quasi die Personifikation eines Cupcakes – ein „Manic Pixie Dream Girl“, wie der Typ verträumtes, naives Indie-Girl im Filmjargon auch gerne mal bezeichnet wird. Vordergründig spielt Deschanel ein solches auch in der Fox-Sitcom „New Girl“. Ihr Alter Ego Jess ist eine schusselige Grundschullehrerin, die nach ihrem plötzlichen Beziehungsaus in einer Wohnung mit drei Männern Unterschlupf findet und mit ihrer nerdig-liebenswerten Mädchenhaftigkeit für allerhand Trubel in der neuen Wohngemeinschaft sorgt. Für manche Feministin ist Jess das Sinnbild eines infantilen Cupcake-Girls – hübsch und niedlich anzuschauen, aber ohne positiven Nährgehalt.

Was wie die alte Auseinandersetzung zwischen Second- und Third-Wave-Feminismus klingt, weiß „New Girl“ in einer Folge geschickt zu adressieren. Auch hier spielen Cupcakes eine wichtige Rolle: Jess bittet die neue Freundin ihres Mitbewohners um Hilfe bei einem Strafzettel. Sie ist über eine rote Ampel gefahren, um einem verwundeten Vogel auszuweichen – und reicht zum gemütlichen Frauenabend Kuscheldecke und Selbstgebackenes. Doch Julia, eine straighte Anwältin im Hosenanzug, steht weder auf bunte Minikuchen noch auf naives Augengerolle und Geschichten von Vögelchen, Regenbogen und Kätzchen und lässt ihr Gegenüber eiskalt auflaufen: „Vielleicht kauft dir der Richter ja die Geschichte ab. Die Cupcakes, die großen verängstigten Babyaugen … mit der Masche kommst du sicher aus allem Möglichen raus.“

Dieser Vorwurf trifft Jess hart, am Ende kontert sie jedoch mit einem der stärksten Girlie-Plädoyers der jüngeren TV-Geschichte: „Ich bremse für Vögel, ich liebe Polka Dots und Glitzer … aber das bedeutet nicht, dass ich nicht klug, tough und stark bin.“ Damit fordert „New Girl“ das weibliche Rollenverständnis auf seine Weise heraus. Denn Mädchenklischees hin oder her – Frau kann sehr wohl Glitzer, rosa Haargummis und Ponyvideos mögen, ohne damit gleich Verrat an der Frauenbewegung zu begehen. Und sie kann auch Cupcakes backen, solange sie weiß, wie sie den Zucker richtig dosieren muss. Sie müssen ja schließlich nicht jeder schmecken.

„New Girl“ läuft seit September 2011 auf dem US-amerikanischen TV-Sender Fox. Im Januar 2012 begann ProSieben mit der Ausstrahlung der ersten Staffel, seit März gibt es die Serie auch auf ORF eins.

Nachkochen? Bittschön!

Teig// 150 g Mehl
// ½ TL Natron oder Backpulver
// 110g Butter
// 75 g Zucker (weiß)
// 75 g Zucker (braun)
// 2 Eier
// 85 g zarbittere Schokolade
// 120 ml Buttermilch
// 1 Päckchen Vanillinzucker
// 1 Prise Salz

Frosting
// 100 g Butter
// 100 g Puderzucker
// 100 g Frischkäse
// 1 Päckchen Vanillinzucker
// Zitronenschale (Abrieb)
// 100 g Erdbeeren

Zubereitung:
Schokolade über dem Wasserbad schmelzen und abkühlen lassen.

Mehl und Natron (bzw. Backpulver) in einer Schüssel mischen. In einer anderen Schüssel Butter, Zucker, Salz und Eier schaumig schlagen. Langsam die flüssige Schokolade, Buttermilch und das Mehlgemisch unterrühren.

Muffinblech mit Papierförmchen auslegen (geht auch mit normalen Blech). Förmchen zu 2/3 mit Teig füllen und in dem auf 175 °C (Umluft) vorgeheizten Ofen ca. 20 bis 25 Minuten backen. Cupcakes in der Form abkühlen lassen und danach auf ein Kuchengitter setzen.

Für das Frosting Butter cremig schlagen, Frischkäse, gesiebten Puderzucker, Vanillinzucker und Zitronenabrieb unterheben.

Masse im Kühlschrank abkühlen lassen und danach mit einem Spritzbeutel auf die Schoko-Küchlein spritzen. Mit Erdbeerhälften nach Belieben dekorieren.

 

#15: Süßkartoffel-Pekannuss-Tarte aus „Tremé“

Illustration: Sharmila Banerjee

 

Und wie sieht dein Haus aus? – Frag nicht.“ Dieses Frage- und Antwortspiel ersetzt noch monatelang die Höflichkeitsfloskel „How are you? – Fine.“ in New Orleans nach der Verwüstung der Stadt durch Hurricane Katrina. Drei Monate nach dem Sturm, der am 29. August 2005 die größte Naturkatastrophe in der Geschichte der USA darstellte und die Dämme, die die Stadt vor den Wassermassen des Lake Pontchartrain und Lake Borgne bewahren sollte, brechen ließ, ist in New Orleans nichts mehr so, wie es war. Ganze Stadtviertel sind in den Fluten untergegangen, Menschen bleiben verschwunden und die, die nicht alles verloren haben, klagen über Stromausfälle, fehlende Dächer und einen Präsidenten, der sich hinter leeren Worthülsen versteckt, statt die Stadt wieder aufzubauen. Trotzdem versuchen die EinwohnerInnen, so gut es geht zur Normalität zurückzufinden. Und Normalität, das ist im New-Orleans-Stadtteil Tremé, der als Wiege des Jazz gilt und in dem seit 200 Jahren verschiedenste Hautfarben friedlich nebeneinander leben, vor allem: Musik, Bars und gutes Essen.

Für Letzteres sorgt Janette Desautel, die erst einige Monate vor dem Hurricane ihr Restaurant in der Stadt eröffnet hatte. Zum Glück ist das Desautel’s von den Wassermassen halbwegs verschont geblieben, und so kann sie schon drei Monate nach der Katastrophe wieder öffnen. Die nach Abwechslung und Normalität gierenden EinwohnerInnen danken es ihr, indem sie Desautel’s gern und häufig aufsuchen, um die von Janette und ihrem Hilfskoch Jacques zubereiteten Köstlichkeiten der als besonders raffiniert geltenden lokalen kreolischen Küche zu genießen.

Rote Bohnen und Reis, eines der typischen Gerichte der Region, wird bei der gebürtigen New Orleanserin mit dem Zeug zur Sterneköchin kaum auf dem Teller landen. Stattdessen wandelt sie die aus den Einflüssen französischer, spanischer und italienischer EinwandererInnen entstandene Küche auf ihre Weise ab – was sogar eine Delegation New Yorker Sterneköche zu Lobpreisungen verleitet. Doch wie so viele aus der sogenannten Crescent City hat auch Janette Desautel Pech. Die Versicherungen zahlen nicht – oder zu spät – für die durch den Sturm entstandenen Schäden, das Personal ist aus der Stadt geflohen, die Lebensmittelversorgung ist notbehelfsmäßig. Anders als viele afroamerikanische BewohnerInnen der Sozialwohnungen von New Orleans, die nach dem Hurricane in Wohnwagen leben müssen, weil ihre Häuser abgerissen statt aufgebaut werden, hat Desautel dabei noch Glück im Unglück: Sie hat Eltern, die sie um eine Finanzspritze bitten kann. Um sie davon zu überzeugen, in ihr gut laufendes Restaurant zu investieren, kocht sie ihnen trotz erschwerter Bedingungen ein Gourmetmenü, das selbst das härteste Herz zum Erweichen bringen würde: Ente an Melasse und Bourbon, kreolische Frischkäse-Cannoli mit Pistazien sowie Süßkartoffel-Pekannuss-Tarte. Doch leider haben es auch die Eltern gerade nicht zu dick, und so muss Janette schließen. Doch ihr Talent wird nicht vergeudet. Wie viele andere verlässt auch sie die Stadt, um woanders ihr Glück zu versuchen. Von Stefanie Lohaus

Tremé läuft in den USA seit April 2010 auf dem Pay-TV-Sender HBO. Die dritte Staffel startet im Herbst 2012. Die erste Staffel ist (mit deutschen Untertiteln) auf DVD über Amazon erhältlich.

Nachkochen? Bittschön!

 

Mürbeteig
// 250 g Mehl
//½ TL Salz
// 125 g kalte Butter
// 80 ml eiskaltes Wasser oder 1 Eigelb + 2 EL eiskaltes Wasser

Füllung
// 2-3 Süßkartoffeln (750g)
// 2 Eier
// 50g + 200g brauner Zucker
// 3 TL Ahornsirup
// 1/4 TL Salz
// 1/2 TL Zimt
// 1/4 TL Muskat
// 200 g Schlagsahne (einen EL für das Topping aufbewahren)
// 3 TL Butter
// 1 Tässchen Pekannüsse

Zubereitung Teig:
Mehl sieben und mit Salz vermengen. Butter in kleinen Stücken auf dem Mehl verteilen und mit dem Mehl zu einer gleichmäßigen krümeligen Masse verkneten. Danach das eiskalte Wasser in den Teig kneten. Nicht zu viel, denn der Teig darf nicht kleben. Die Masse schnell zu einer Kugel formen, in Klarsichtfolie einwickeln und wenigstens 1 Std. oder besser über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Zubereitung Füllung:
Die Süßkartoffeln grob würfeln und ca. 15 min lang weich kochen. Wasser abgießen und die Würfel mit dem Zauberstab pürieren. Vor dem Weiterverarbeiten abkühlen lassen. Den Ofen auf 190 Grad vorheizen. Eier, die 50 g Zucker und Ahornsirup in einer Schüssel zu einer glatten Masse vermengen. Süßkartoffelpüree, Salz, Zimt, Muskat und 200 g Sahne hinzufügen – einen EL Sahne für das Topping aufbewahren. Den gekühlten Teig ausrollen und in eine Tarteform legen. Mit getrockneten Bohnen auslegen und 15 Minuten vorbacken. Füllung auf den Teig geben, 50 Minuten auf der untersten Schiene backen. Falls der Teig zu braun wird mit Alufolie abdecken. Kuchen abkühlen lassen. Für das Pekan-Topping Butter schmelzen, 200 g braunen Zucker und Pekanüsse unterrühren. Drei Minuten lang rührend einkochen, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Den verbliebenen Esslöffel Sahne einrühren. Ein bis zwei Minuten abkühlen lassen und über der abgekühlten Tarte mit einem Buttermesser gleichmäßig verteilen. 30 Minuten in den Kühlschrank steillenbis das Topping hart geworden ist. Vor dem Servieren die Tarte mindestens sechs Stunden lang an einem kühlen Ort aufbewahren.