Ausstellungsansicht von Füsun Onur Kontrapunkt mit Blumen, 1982 (2014)
© Füsun Onur, Courtesy: Arter

Mäuse versus Katzen? Bei Füsun Onur gibt es keine unhinterfragten Gegensätze, kein Märchen natürlicher Feind*innen. Die Künstlerin (*1938 in Istanbul) ließ die Tiere auf der Venedig Biennale 2022 lieber eine Allianz eingehen, gemeinsam eine Reise antreten, vielleicht ein Parlament gründen, um das Ökosystem zu retten. In ihrer Ausstellung „Once Upon A Time …“, für die sie Figuren aus Draht, Tischtennisbällen und Tüll kreierte, ließ sie ihre Protagonist*innen auf Inseln aus Hartpappe umherwandern und in immer neuen Konstellationen durch den Raum schweben.

Die Ausstellung war auch eine Hommage an ihre verstorbene Schwester. İlhan Onur war die Archivarin ihres Werkes, gemeinsam wohnten die beiden im Haus ihrer Kindheit über dem Bosporus, wo Füsun

Onur auch heute noch lebt. Als Miniatur mit transparentem Dach fand dieses Haus auch den Weg in ihre künstlerische Arbeit: Zunächst als Zeitvertreib entstanden, wurde „The Dollhouse“ später ausgestellt. Erinnerung und Alltagsobjekte, insbesondere Stühle, webte sie im Laufe ihres Schaffens immer wieder in ihre Kunst ein.

Die gelernte Bildhauerin, die an der Mimar Sinan Universität der Schönen Künste in der Türkei und am Maryland Institute College of Art in den USA studierte, verwendet vornehmlich gefundene Materialien, die sie zu Installationen arrangiert. Dabei arbeitet sie häufig ortsspezifisch, indem sie auf Außen- oder Innenräume reagiert und diese mit kleinen Interventionen in neue Zustände versetzt. Auf diese Weise macht Onur Raum selbst zum Thema. Ein Vorhang aus blauen Stoffresten, kombiniert mit bemalten Fäden, Gummi und Flitter, schafft dann unter dem Titel „Die dritte Dimension in der Malerei – Tritt ein“ einen Raum im Raum und stellt gleichzeitig die Frage, welche Dichte eine Sku…