differentneeds-rahmen10Jessy J ist das neue Ding in Großbritannien. Sie räumte jüngst den Critic’s Choice Award der Brit Awards ab und beim „Sounds 2011″-Ranking der BBC landete sie auf Platz 1. Auch in den Charts krallt sie sich mit Singles und LP in den oberen Rängen fest.

Die Ähnlichkeiten mit Lady Gaga sind unverkennbar. Ja, ich weiß, Jessy J hat weder blonde Haare, noch eine klassische Klavierausbildung oder einen amerikanischen Pass. Aber wie Lady Gaga singt sie gut (wie man zum Beispiel bei Eins Live sehen kann), provoziert, propagiert Individualität („Be True to Who You Are“ heißt ihr Album, dass in Deutschland im Mai erscheinen soll) und gibt ihren Fans Spitznamen (bei Lady Gaga heißen sie „Monster“, bei Jessy J „Heartbeats“). Nicht zuletzt erinnern auch die Outfits ein bisschen an Lady Gaga.

Ihren Song „Do It Like A Dude“ könntest Du schon Mal im Radio gehört haben. Ohrwurmpotential hat er auf jeden Fall. Auch Lyrics und Video sind ziemlich unterhaltsam. Sie spielt mit den (künstlichen) Gegensätzen von Männlichkeit/Weiblichkeit. Im Video spielen nur Frauen mit, die alles präsentieren, was als „männlich“ gilt: Pokern, Zigarren rauchen, Bier trinken, Fleischkonsum, Drohgebärden, Schweiß und Dreck. Im Gegensatz dazu stehen der rote Lippenstift und das „sexy Outfit“ von Jessy J. Für sie scheint sich beides aber nicht auszuschließen, wie am Text deutlich wird. Sie singt zuerst von ihrer „crotch“ und dann von ihrem „dick“. Mit swearwords hält sich die Britin ohnehin nicht zurück. „Motherfucker“ werden bei ihr genauso angesprochen wie „bitches“. Gut ausbalanciert eben. Die Gefahr, dass sie sich bei dem ganzen Geschimpfe die Lippen verbrennt, besteht übrigens nicht. Die sind nämlich gepanzert.

Sie selbst sagt auf ihrer Homepage zu dem Song: „I don’t fit a template. When I did the video for Do It Like A Dude I wanted it to be what it is. I concepted it as ghetto chic. Girls grabbing their dicks? What’s wrong with that? It’s gully. But it’s pop enough to go both ways. It felt like my wedding day.“

Der Referenzrahmen bleibt aber das Männliche: „Do it like a brother / Do it like dude“. Damit wird wieder mal das Weibliche als das Andere definiert. (Oder aber, der Referenzrahmen ist Pop, mit Anspielungen auf Michael Jackson und den HipHop?) Sollte der Song trotzdem als „Frauenhymne“ gefeiert werden, wie auf queer.de vorgeschlagen?

Das Marketing scheint jedenfalls zu laufen. Und die Geschichte, die erzählt wird, passt und bietet Potential für Presseinteresse und Homestories: „Ghetto-Pop“-Mädchen, Herzschwäche, Musik als Retterin… die Geschichte zieht. Die Photos im American Apparel-Stil und mit Indianerfedern passen zudem gut in den Pop-Zeitgeist.

International hat Jessy J schon einiges gerissen. Songwriting für Alicia Keys, Showsupport für Cindy Lauper. Kylie Minogue und Paloma Faith twittern über ihr Talent.

jessy-jMarketing und Klischees sind aus Pop-Produkten wie Jessy J wohl nur schwer raus zu denken. Aber hier geht das mit einem gewissen Empowerment-Gedanken einher. Und dass die Message „Do It Like A Dude“ mit einem Augenzwinkern zu sehen ist, zeigen die Grimassen, die Jessy J im Video zieht. Auch ist die Botschaft, dass ihre Fans okay so sind, wie sie eben sind, sicher nicht die schlechteste, wenn auch ein bisschen cheesy.

Mach Dir selbst ein Bild, hier ist das Video zu „Do It Like A Dude“ (Leider bindet diese WordPress-Version Videos von dieser Plattform nicht ein, also bitte dem Link folgen!):

http://de.sevenload.com/musictv/videos/bNfgzmb-Jessie-J-Do-It-Like-A-Dude