„The Fine Art of Living“ – mit diesem Slogan warb eine Immobilienfirma für den Verkauf von Luxuswohnungen in Berlin. Die Künstlerin, Kuratorin und Herausgeberin Ina Wudtke macht unter dem Namen T-INA Darling Musik und hat genau diesen Titel jetzt für ihr erstes Soloalbum gewählt.

Die zwölf Tracks auf ihrer Platte The Fine Art of Living beschäftigen sich mit einer städtischen Entwicklung, mit der auch der Slogan der Immobilienfirma zu tun hat: der Gentrifizierung.

Die ist mittlerweile in vielen Großstädten und natürlich auch in Berlin, wo Wudtke lebt, ein Thema. Durch die Luxussanierung von Wohnungen soll – gleichzeitig mit denen, die es sich leisten können – die feine Lebensart in die Viertel einziehen. Allerdings können sich viele KünstlerInnen und MusikerInnen die damit verbundenen Mieterhöhungen nicht leisten – und werden somit regelrecht aus ihren Vierteln vertrieben. Ina Wudtke lebt und arbeitet seit 1996 selbst in Berlin und erfährt am eigenen Leib, dass günstiger Wohnraum in der Stadt knapp wird. Der Titelsong der Platte, auf der sich Spoken-Word-Texte mit Dancefloor-Stücken abwechseln, beschäftigt sich mit der Vermarktung von Luxuswohnungen in Wudtkes eigenem Viertel – dem Prenzlauer Berg. Aber Wudtke schaut mit The Fine Art of Living auch über die Grenzen ihrer Stadt hinaus: Das Gedicht „Little Song of Housing“ des Dichters Langston Hughes aus den 20er-Jahren handelt zum Beispiel vom rassistischen amerikanischen Wohnungsmarkt der 20er- bis 60er-Jahre in Harlem.

Musik macht Wudtke nicht erst seit gestern: 1999 hat die Break Beat/Dubstep DJ und MC das erste weibliche DJ-Kollektiv Berlins, Femmes with Fatal Breaks, mitgegründet. Wudtkes Interesse für die afro-atlantische Musikkultur, von Swing bis Dubstep, zeigt sich jetzt auch in ihrem neuen Album. Mit diesen urbanen Stilen geht sie in The Fine Art of Living das Thema Gentrifizierung an. Auch Hip Hop-LiebhaberInnen kommen beim Duett von Wudtke und QUIO auf ihre Kosten. Bei diesem Track mit dem Titel „The Law“ geht es um die Rolle des Staates bei der gezielten Aufwertung von armen Stadtteilen, bei der die Vertreibung der Bewohner einfach hingenommen wird.

The Fine Art of Living erscheint am 09. Juli 2011 bei Rudel Records, einem unabhängigen Label für DJ Music und elektronische Klangkunst. Seit 2005 veröffentlicht es Produktionen, die, wie Wudtkes Platte, über die üblichen Genre-Grenzen hinausgehen.

Die Release-Party für The Fine Art of Living findet am 09. Juli 2011 von 17 bis 21 Uhr im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung Black Sound White Cube, die Wudtke gemeinsam mit dem belgischen Philosophen Dieter Lesage kuratiert hat und bei der sie auch eine eigene Installation präsentieren wird, satt. Die Ausstellung ist vom 10. Juli bis zum 28. August im Kunstquartier Bethanien / Studio 1 in Berlin-Kreuzberg zu sehen. Mehr zur Ausstellung, die auch von Missy präsentiert wird, findet ihr unter: https://missy-magazine.de/2011/06/27/missy-prasentiert-ausstellung-black-sound-white-cube/

Unter http://twenfm.org/884/2011/07/the-fine-art-of-living/ könnt ihr euch einige Titel des Albums vorab anhören. Dazu gibt es ein Interview mit Wudtke.

Foto: The Fine Art of Living, Ina Wudtke, Rudel Records