Schwitzende Männerkörper, eingeschränkte Frauenrechte und der Anfang einer Revolution. Eine Dokumentation über Basketball und Freiheit

Foto: RFF – Real Fiction Filmverleih

„Der Iran Job“ verortet Basketball inmitten eines politischen Spielfelds. Kann Mannschaftssport politischer sein? Kevin Sheppard, der knapp am richtig gut bezahlten amerikanischen Basketball vorbei geschrappt ist, kommt aus den USA in den Iran. Dort soll er in der Kulturmetropole Shiraz als Trainer das dortigen Teams seine Mitspieler richtig auf Zack bringen. Vom dem Land und der politischen Situation hat er wenig Ahnung. Eigentlich will er auch allem Politischen strikt aus dem Weg gehen. Dass dies im Iran kaum möglich ist, da die Politik bis in das intimste Privatleben der Menschen vordringt, wird ihm schnell klar.

Von den Frauen im Iran hat Kevin nur eine vage Vorstellung, sicher scheint nur, das sie kaum Rechte haben und irgendwie befreit und emanzipiert werden müssen. Dieser Eindruck ändert sich schnell, als er in der Praxis seines Vereins die Physiotherapeutin Hilda kennenlernt und sich mit ihr anfreundet. Während sie ihm in der Praxis noch zuflüstert: „Wir können hier über nichts Privates sprechen“, sieht das beim gemeinsamen Abendessen ganz anders aus. So kommt sie ihn mit ihren Freundinnen Elaheh und Laleh Zuhause besuchen. Dort präsentieren sie und die anderen Frauen sich ohne Kopftuch, erklären Sheppard die (iranische) Welt, die Probleme des Landes und ihre eigenen politischen Ideen und Konzepte.

Sheppard ist begeistert: Tagsüber spielt er Basketball mit den Jungs, Frauen sind im Stadion zeitweise gar nicht zugelassen, nachts führt er politische Diskussionen mit sehr klugen selbstbewussten Frauen.

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Die Dokumentation zeigt den Iran aus der Sicht eines amerikanischen Basketballspielers. Das riecht nach Klischees. Trotzdem schafft der Film es mit vielen Vorurteilen über Frauen in muslimischen Ländern zu brechen. Er rückt ihre Situation in den Fokus ohne sie plump als ‚Opfer‘ darzustellen. Das ist auch der Verdienst der Hauptcharaktere: Laleh, Elaleh und Hilda. Sie sind interessante Frauenfiguren, an deren Lebenssituation sich exemplarisch viele Probleme von Frauen im Iran zeigen: Sie wollen Basketballspiele sehen, werden aber nicht ins Stadion gelassen, sie wollen mit Männern flirten, können sich aber nur versteckt mit ihnen treffen, sie besuchen Freunde und müssen sich nachts durch den Hinterhof aus deren Wohnung schleichen.

So bietet die Doku einen interessanten Einblick in den Alltag eines Landes in dem mehr Frauen als Männer studieren, ihre Stimme vor Gericht aber trotzdem weniger zählt, als die eines Mannes.

Musikalisch unterlegt ist der Film mit sehr feinem iranischen HipHop, auch das ist ein triftiger Grund ihn zu sehen. Und auch Kevin Sheppard überzeugt mit seiner sympathischen und unglaublich offenen Art. Wer eine spannende Doku über den Iran sehen möchte ist hiermit fündig geworden!

„Der Iran Job“ Deutschland/USA 2012. Regie: Till Schauder. Darsteller: Kevin Sheppard u.a., 91 Min., DVD bei good!movies, bereits ersch.