Von Susanne Gietl

Die Mainstream-Filmindustrie ist vor allem eins: Malestream, weiß, cisnormativ. Besonders hinter der Kamera finden Männer die höchste Anerkennung. Karin Fornander, Begründerin der Berlin Feminist Film Week, weiß, dass es auch anders geht, und zeigt beginnend am internationalen Frauentag, eine Woche lang nur Filme von Frauen. Ein Interview über den Sinn einer Frauenquote, Feminismus und das Programm der Berlin Feminist Film Week.

CODE: De-bugging the Gender Gap / Dir: Robin Reynolds / Dist: Java Films
© CODE: De-bugging the Gender Gap / Dir: Robin Reynolds / Dist: Java Films

Missy Magazine: Männer zeigen ihre Filme und Frauen ihre Brüste. Ist das immer noch so?
Karin Fornander: Männer dominieren die Filmindustrie immer noch. Das steht außer Frage. Die letzten Oscars und der Blick ins Kinoprogramm zeigen das auch. Männer werden in jeder Industrie für ihr Wissen und ihre Erfahrung geschätzt, aber Frauen werden nach ihrem Aussehen bewertet. Filmprojekte von Männern bekommen eher eine Förderung als Filmprojekte von Frauen. Eine Quote der staatlichen Filmförderung könnte auf jeden Fall helfen, diese Ungleichheiten zu beseitigen. In Schweden hat man das schon gemacht und seitdem ist das Verhältnis auf jeden Fall besser geworden.

Die Berlin Feminist Film Week zeigt ausschließlich Filme von Regisseurinnen. Warum sprichst du von einer feministischen Filmwoche und nicht von einem Frauenfilmfestival?
Für mich bedeutet Feminismus einfach mehr, als Frauen zu fördern. Wir fokussieren auch vielmehr darauf, Themen und Filme kritisch zu beleuchten und suchen Filme aus, die auch eine feministische Agenda haben oder in denen die Regisseurin ausgesprochen feministisch arbeitet. Wir sind transinklusiv. Außerdem setzen wir auf kulturelle Vielfalt und Intersektionalität. Dieses Jahr sind keine der Hauptdarsteller*nnen unserer langen Spielfilme weiß.

© Under Construction / Dir Rubaiyat Hossain
© Under Construction / Dir Rubaiyat Hossain

Die Woche startet mit „Reflections Unheard – Black Women in Civil Rights“, einem Dokumentarfilm über die Schwarze feministische Frauenbewegung in den 60ern und 70ern. Auf welche Filme freust du dich?
Ein Highlight ist in diesem Jahr vor allem der Film „Under Construction“ aus Bangladesch. Die Filmemacherin Rubaiyat Hossain hat die Bollywood-Industrie in Interviews sehr oft kritisiert und verbindet in ihrem Film das moderne mit dem traditionellen Bangladesch. Sie kritisiert und hinterfragt gleichzeitig alte Geschlechterstrukturen. Der Film „CODE:De-Bugging the Gender Gap“, in dem diskutiert wird, wo alle weiblichen und Minorität-Programmierer*innen sind ist auch eines meiner Highlights. Dazu veranstalten wir noch einen Abend mit Experten aus der Berliner Start-Up-Szene. Gerade für Berlin sollte das sehr interessant sein!

BFFW.cBerlin Feminist Film Week
mit Filmen, Diskussionen, Kunstausstellung, Frühstück und Party findet an verschiedenen Orten Berlins statt und läuft von 8. bis 14. März.

Was können wir von anderen Ländern über Feminismus lernen?
Beim Doppelscreening „Women + Art = Revolution“ zeigen wir unter anderem, wie Frauen in Ägypten Kunst als Instrument der Revolution benutzen – ein spannendes Thema und vor allem auch eine andere Realität als für uns in Deutschland. Es wird teilweise davon geredet, man bräuchte Feminismus nicht mehr. Klar, als weiße privilegierte Frau in Deutschland könnte man das Gefühl haben, „Es ist doch schon alles gut, ich brauche das nicht mehr“. Aber es geht nicht nur um die eigene Person, sondern vielmehr um Strukturen. Darum, etwas weiter über den Tellerrand zu schauen und andere Perspektiven als die eigene zu sehen. Das soll 2016 weiter im Fokus stehen.

Du organisierst unter dem Motto „BODY POSITIVE – My body is my temple“ einen Kurzfilmabend mit Diskussion über die Body Empowerment-Bewegung. Was machst du, um dich gut und sexy zu fühlen?
(lacht) Ich habe Sex. Mit Menschen, die mich schön finden. Am besten umgibt man sich natürlich nur mit Menschen, mit denen man sich sicher und schön fühlt. Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Körper mir gehört und nur mir, dann fühle ich mich gut.