Von Gabriele Summen

Frau durfte gespannt sein, was die beiden „Hangover“-Autoren Jon Lucas und Scott Moore unter „Bad Moms“ verstehen. Umso mehr als die beiden Experten für derbe Männerkomödien selbst auf dem Regiestuhl Platz nahmen. Immerhin: Sie haben die Sache nicht ganz versaut – was jedoch hauptsächlich an der mitreißenden Schauspielerinnenriege, allen voran Carla (Kathryn Hahn) als alleinerziehende Mutter, und weniger an dem recht konservativ-zotigen Skript liegt, dessen brüllend komische Szenen frau leider an einer Hand abzählen kann.

© Tobis Film
„Bad Moms“ in Aktion © Tobis Film

Amy (Mila Kunis) zerreißt es als zweifache Mutter mit unreifem Ehemann zwischen einem ausbeuterischen Halbtagsjob und ihrem Anspruch, eine perfekte Mutter zu sein. Kein Wunder, dass sie von sich sagt, ihr größtes Talent läge vor allem darin, zu spät zu kommen. Doch als Amy ihren Mann beim Onlinesex erwischt und aus dem Haus wirft, sie ein Businessmeeting verpasst und die nervige Elternsprecherin Gwendolyn (Christina Applegate) auch noch eine zusätzliche Versammlung anberaumt, ist ihre persönliche Schmerzgrenze erreicht. Gemeinsam mit der überzogen angepasst inszenierten Hausfrau Kiki (Kristen Bell) sowie der übertrieben vulgären Single-Mom Carla besäuft sie sich und beschließt, endlich aus der Supermutter-Nummer auszusteigen.

bad-moms_dvd_3d-grau-v2-kBad Moms (US 2016)
R: Jon Lucas und Scott Moore. Mit: Mila Kunis, Kristen Bell, Kathryn Hahn, Christina Applegate, Jada Pinkett Smith u.a.
Ab 20. Januar auf DVD und Blu-ray

Gesagt, getan. Am nächsten verkaterten Morgen müssen sich ihre verwöhnten Kinder ihr Frühstück selbst machen und beim Kuchenbasar in der Schule wagt es Amy, mit Muffins von der Tankstelle aufzukreuzen. Mehr Revolution in puncto Rollenverteilung ist leider bis zuletzt nicht drin. Nicht fehlen darf da der nur allzu gern ins Spiel gebrachte „Zickenkrieg“ zwischen den „Bad Moms“ und der Gefolgschaft um Elternsprecherin Gwendolyn, in dessen Verlauf frau reichlich Gelegenheit zum Fremdschämen hat. Allerdings eher für das Skript der Autoren aus der in Sachen Feminismus hoffnungslos hinterherhinkenden Traumfabrik Hollywood und weniger für die selbst in den plattesten Szenen immer noch gekonnt aufspielenden Darstellerinnen.

Als „Höhepunkt“ des vermeintlichen Umdenkens in Sachen Genderpolitik tritt auch noch ein attraktiver Witwer und verantwortungsvoller Single-Dad auf den Plan, der zudem die Kunst des Cunnilingus beherrscht. Huh! Aller Anfang ist schwer in Hollywood.