Von Sabine Rohlf

Jhumpa Lahiri ist ein Literatursuperstar. Für ihr Debüt „Melancholie der Ankunft“, eine Sammlung mit Kurzgeschichten, erhielt sie den Pulitzerpreis. Ihr zweiter Roman „Das Tiefland“ erreichte ein internationales Millionenpublikum, beide beleuchten u. a. die indische Diaspora in den USA. Dort wuchs sie als Tochter bengalischer Eltern auf, heute lebt sie in New York und Rom. Nach zwei Romanen, Dutzenden Erzählungen und Essays auf Englisch, nach vielen Auszeichnungen und besten Verkaufszahlen begann sie auf

Italienisch zu schreiben, einer Sprache, die sie erst als Erwachsene lernte. Warum, reflektiert sie im Buch „Mit anderen Worten. Wie ich mich ins Italienische verliebte“. Nach Bengali, das sie sprechen, aber nie schreiben lernte, und nach dem Englischen, in dem sie sich nie wirklich zu Hause fühlte, wurde das Italienische eine Art freiwilliges Exil. Nun ist ihr dritter, erstmals in der neuen, selbst gewählten Sprache verfasster Roman erschienen.

Missy Magazine 04/20, Literaturaufmacher,
© Marco Delogu

„Wo ich mich finde“ beschreibt in 46 kurzen Kapiteln den Alltag einer Unidozentin in einer italienischen Stadt. Wir lernen ihre Wohnung, ihr Büro, ihren Balkon, ihr Viertel kennen, dazu die Menschen, zu denen sie engere oder flüchtige Beziehungen unter…