Von Aida Baghernejad

Jazmine Sullivan ist keine Frau, die sich dem Dauergrind der Plattenindustrie beugt: alle zwei Jahre eine neue Platte, immer am Hustlen, immer dem neuen Sound hinterher. Nein, sie lässt sich Zeit – „Heaux Tales“ ist erst das vierte Album ihrer doch mittlerweile fast zwei Dekaden langen Karriere. Es ist trotzdem oder vielleicht auch deswegen ihr wohl mit Abstand experimentellster Release geworden, und mit gerade mal acht Songs und sechs Spoken-Word-Beiträgen ihr kürzester. Was aber nichts an der Intensität des Albums ändert,

im Gegenteil: Hier geht’s an die Substanz. In einer knappen halben Stunde lotet Sullivan allerhand Themen rund um weibliches Begehren aus. Die von verschiedenen Frauen – darunter eine von Sullivans engsten Freundinnen – vorgetragenen, schmerzhaft ehrlichen Geschichten über Sexualität, Liebe, Geld, Klasse und Verrat sind der Ausgangspunkt für ihre Songs. Dabei ist sie nicht allein. Immer wieder sind einige der aktuell erfolgreichsten Kolleg*innen dabei, H.E.R. z. B. im letzten Stück „Girl Like Me“ oder Anderson Paak in „Price Tags“. Ganz klar im Vordergrund steht allerdings Jazmine Sullivans atemberaubende Stimme, die die Brücke schlägt zwischen Transzendenz und der Sexyness des Golden-Era-R’n’B der 1990er-Jahre. Dazu ein Sound, der wenig auf aktuelle Trends gibt und mit Synths und minimalistischen Gitarren Musik für die Ewigkeit schafft. Teile diesen Artikel