Electric Ladyland – Netzkultur und Nerdware mit Verena Kuni
Missy 02/09: Grüne Daumen im WorldWideWeb
Frühlingsgefühle lassen sich jahreszeiten- und witterungsunabhängig 365 Tage im Jahr kultivieren. Fürs Kultivieren im ursprünglichen Sinne hingegen eignen sich Frühjahr und Frühsommer in der Tat besonders gut.
Die strapazierte Parole »Go Green« in diesem Sinne beim Wort zu nehmen und sich ans Säen und Pflanzen zu machen, heißt nicht unbedingt, den Stecker ziehen zu müssen: Ganz im Gegenteil bietet gerade das WorldWideWeb ganz wunderbare Anregungen fürs Gärtnern. Dort gedeihen die einschlägigen Plattformen und Blogs derart prächtig, dass die Blütenlese richtig anstrengend werden kann. Viele der Projekte, die mal als kleines Beet im Schrebergarten der DIY-Kultur begonnen haben, sind mittlerweile zu erfolgreichen Kleinunternehmen aufgewachsen, so etwa Gaila Trayls You Grow GirlTM. Der Erfolg sei ihnen vergönnt, unser Herz schlägt allerdings stärker für kleinere Gewächse – wie beispielsweise das von der Berliner Designerin Anke Wulffen aufgezogene Magazin Balkon & Garten, zu dem ein ebenso sympathischer Blog gehört.
Wer weder Balkon noch Garten besitzt, kann sich ersatzweise auch anderen Biotopen zuwenden: Guerilla Gardening – eine Bewegung, der die Künstlerin Liz Christy mit ihrer 1973 in New York gegründeten Green Guerilla Group den Namen gab – liegt derzeit hoch im Kurs. Statt des eigenen Gartens werden dabei einfach Verkehrsinseln, Parkplätze oder brachliegende Flächen in der Stadt bepflanzt – ohne Genehmigung, versteht sich.
Weiter geht‘s: Die große Sammlung von »grünen« Bastel-Ideen auf der Webseite instructables.com hilft nicht nur bei der Hege und Pflege von Grünzeug weiter. Sondern ebenso, wenn man seine Spiel-Konsole auf Solarbetrieb umstellen will. Auch das DIY-Fanzine Make: liefert in seinem Blog regelmäßig schöne Beiträge zum Thema. Nicht die schlechteste Alternative zu Blogs wie EnviroGadget oder Ecoble, die zwar haufenweise schicke Öko-Gadgets vorstellen – dabei aber vor allem auf die konsumfreudigen LOHAS zielen, die für ihren »Lifestyle of Health and Sustainability« auch tiefer in die Tasche greifen können. Echte Biotech-Nerds werden in Nathalie Jeremijenkos environmental health clinic sehr viel besser bedient.
Zu guter Letzt noch ein Verweis auf ökofeministische Basisarbeit: Die jüngst von Elke Zobl und Red Chidgey ins Leben gerufene Plattform Grassroots Feminism hat derzeit noch keine Sparte zum grünen Aktivismus im Programm. Doch das kann ja noch werden, wenn sich engagierte Fachfrauen finden, die das Feld beackern …
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