Das fängt ja gut an.
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Da werde ich gefragt, ob ich Gastbloggerin sein will, ich rufe laut UNBEDINGT, und dann kommt es Schlag auf Schlag: Das Kind kriegt eine Lungenentzündung. Ich eine Grippe. Und dann ist auch noch Franz Josef Wagner mit seiner BILD-Kolumne verschwunden, dabei wollte ich ihm als ersten Beitrag einen gepfefferten Brief schreiben. Während er sich also wahrscheinlich in St. Moritz die Ski an die Füsse an die Theke schnallt, suche ich ein neues Thema. Schliesslich hat die Stadtpiratin ja ordentlich vorgelegt!
Ich brauche etwas mit Wums, vielleicht ein bisschen lustig, Geschlechterbezug wäre auch nicht schlecht. Es ist der erste Beitrag, er sollte catchy sein, damit nicht alle LeserInnen denken „Puh, wann ist endlich der Februar vorbei?“. Falls euch das passiert – oder es euch gefällt, oder ihr irgendetwas loswerden wollt: Kommentiert, schreibt, was ihr doof oder gut sowie geht so findet, ihr lieber hättet oder lesen wollt.
Heute schreibe ich über das Phänomen ‚Promis sind auch nur Menschen‘. Von dieser Enttarnung leben unzählige Magazine, Blogs wie Sendungen, und manche Frauen ziehen daraus Schadenfreude sowie einen Grossteil ihres Selbstbewusstseins.Lilly Allen und Co. mit fieser Orangenhaut, Heidi Klum und alle möglichen Leute ungeschminkt, die sehen ja alle noch scheisser aus als ich, denken sie sich dann. Sie ziehen sich daran hoch, dass anderen ein Malheur passiert, wie zum Beispiel Fergie von den Black Eyed Peas, die sich auf der Bühne in die Hose gepinkelt hat. Denn dann ist im Vergleich der eigene Furz im Meeting/Bus/Bett ja nur noch heisse Luft. Wenn sie lesen, dass die Stars und Sternchen ganz normal sind, wollen sie endlich nicht mehr besonders sein. Aber eben auch nur so lange.
Kommen die Stars mit einer Bikinifigur aus dem Kreisssaal, klatscht die Schadenfreude mit dem Neid ab, und sofort wetzen KolumnistInnen die Messer, damit sich alle wieder besser fühlen. Sie schreiben, dass Fett absaugen nicht gildet und wir normalen Frauen eben kein Geld für David Kirsch haben. Sie schreiben, dass es total ok ist, nicht perfekt zu sein. Blöd nur, dass keine dieser Kolumnistinnen letzteres auch so meint. Ildiko von Kürthy zum Beispiel, die in ihrer Kolumne für die Brigitte regelmässig neidisch über ProminentInnen schreibt, hat trotz lauter Nichtokay-Okayness mal gesagt, sie interessiere sich mehr für ihre Oberschenkel als für Weltpolitik.
Halleluja, rufen da bestimmt manche Frauen, endlich mal eine, die ehrlich ist. Heilige Scheisse! rufe ich (hoffentlich mit viel mehr anderen). Wo kommen wir denn da hin? „Ich gehe erst wieder wählen, wenn diese dünne Wahlhelferin nicht mehr da ist. Neben der sehe ich aus wie Rainer Calmund., oder „Welche Partei die Merkel ist weiss ich nicht, aber die trägt ja echt immer nur EIN Kostüm.“ oder sogar „Ab 2050 steigt der Meeresspiegel um einen Zentimeter im Jahr? Wäre das die Prognose für meine Taille, würde ich mich sofort umbringen.“
Hilfe!
Mir sind die Schenkel von dieser Kürthy genauso egal wie ihre Bücher. Heidi Klum interessiert mich nur, wenn Willemsen Scheisse aus ihr herausprügeln will. Zugegeben, ich lese gern Boulevardnachrichten, Perez Hilton und finde die intouch sehr lustig. Aaaaaber: Ich nehme diese Art von Unterhaltung als das, was sie ist. Leicht zu verdauen und noch viel leichter wieder zu vergessen. Ich weiss, dass die meisten Geschichten ausgedacht sind und beobachte mit einer voyeuristischen Faszination diesen Unterhaltungsapparat, seine Puppen und die dazugehörigen Spieler. Und mich erfüllt die vollgepisste Hose von Fergie nicht mit Schadenfreude, sondern mit Bewunderung. Was für ein Vollprofi! Sie hat sich in die Hose gemacht, und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, lässt sie die Show weitergehen.
Was ich damit sagen will? Wer vor lauter Oberschenkeln nicht mehr sieht, was in der Welt passiert, der ist nur vielleicht dick, aber ganz bestimmt doof.