Lieber Wagner,
in deiner heutigen Post an die Narren schreibst du „Gott liebt keine Grimassen“. Aber warum schreibst du dann immer diese Briefe, bei denen ihm alles aus dem Gesicht fällt?
Du prangerst an, dass wir Deutschen jeden Tag und jede Nacht Karneval feiern. Dass wir „ein Cognacglas in der einen und die andere Hand auf dem Schenkel einer Kollegin haben“. Und während du das anprangerst, hast du vielleicht eine Fahne von hier bis Meppen und deine Finger wahrscheinlich nur nicht in der Bluse irgendeiner Kollegin, weil du deine Hände zum Tippen von Quatsch brauchst. Und als wäre das nicht schon bigott genug, setzt du noch einen drauf: Du vergibst die Narrenkappe des Jahres an die Feuilletonisten, die die Hegemann hochgejubelt haben. Dabei hast du, lieber Wagner, bei der Hyperei nur nicht mitgemacht, weil du Urlaub hattest. Sonst hättest du bestimmt so etwas geschrieben…

„Liebe Helene Hegemann,

du bist die Stimme einer neuen Generation. Ich verstehe dich nicht. Aber ich kann dich verstehen. Die Welt ist Schmutz. Der Tod tanzt auf jeder Hochzeit. Die Lüge liegt auf jeder Scheibe Brot. Das Leben bleibt uns im Halse stecken. Es schmeckt nach Kotze und Blut und Fäkalien.
Du bist aus gutem Haus, ein gutes Mädchen. Trotzdem stehst du auf der schmutzigen Seite. Komm rüber. Hier sind Blumen. Hier dreht sich alles lustig. Komm auf meinen Schoß, und ich erzähl dir vom glücklichen Früher.

Herzlichst
Ihr F. J. Wagner“

Ja, das Feuilleton nervt in punkto Hegemann. Aber ich würde mich an deiner Stelle nicht so weit aus dem Fenster lehnen, denn wenn du dich auf eine Stufe mit den Feulletonisten stellst, dann ist das so, als würde ich Stephen B. Hawking schwarze Löcher erklären.

Herzlichst

inFemme