Das Lustigste, was ich bis jetzt über Schönheitsoperationen gelesen habe, stammt von David Foster Wallace:
„Der Schönheitschirurg verpfuschte die Sache aber und veränderte ihre Fazialmuskulatur, sodass sie von da an immer so aussah, als sei sie schier wahnsinnig vor Angst. Sie wissen bestimmt, wie das Gesicht eines Menschen in dem Sekundenbruchteil aussieht, bevor er zu schreien anfängt. So sah Mutter neuerdings aus.“

Immer, wenn ich an diese Kurzgeschichte denke, muss ich lachen und wünsche mir, auch mal so einer Fratze zu begegnen. Leider ist mir das noch nicht passiert. Die schönheitsoperierten Gesichter, die wir so kennen, gucken ja höchstens mal verdutzt und meistens eher gleichgültig. Denn im Auftrage ewiger Jugend spritzen sich die Leute ja scharenweise die Mimik weg. Gesichter sprechen keine Bände mehr. Das ist nicht förderlich für die Karriere vieler Schauspielerinnen.

Meg Ryan zum Beispiel lässt sich die Wangenknochen immer noch ein bisschen dicker aufpolstern, um ihre Falten auszubügeln. Inzwischen steht ihre Oberlippe immer nach oben geklappt und sie sieht aus wie eine Persiflage vom Joker. Nicole Kidman hat sich so viel Botox ins Gesicht gejagt, dass sie nur noch Parkinson-Patientinnen spielen kann. Und Angelina Jolie wird sogar vielleicht zu Unrecht für eine schlecht gelaunte Frau gehalten.

Botox, Schönheitsoperationen und so weiter sind eine komische Sache. Das Streben nach ewiger Jugend und Individualität endet in einer Uniform: Alle haben z.B. die gleiche Nase und den gleichen gleichgültigen Blick. Die Botox-Evolution beginnt bei Angelina Jolie und geht über Octomom Nadya Suleman, die letztes Jahr Achtlinge bekommen hat, weil sie sein und aussehen will wie eben Angelina Jolie bis zu denen, die aussehen wie Raubtiere auf Heroin. Von letzteren berichten RTL und Co dann auch gern mal, Sonja Zietlow präsentiert die „10 am verpfuschtesten OPs“, und alle kreischen, wie schlimm die aussehen und dass die jawohl mal richtig schlimme psychische Probleme haben müssen.

Evolutionsstufe 1 und 2.
Evolutionsstufe 1 und 2.
Die Krone der plastisch-chirurgischen Schöpfung.
Die Krone der plastisch-chirurgischen Schöpfung.

Yanah vom Sleaze Magazin führte mich zum Fotografen Phillip Toledano, der ein bisschen differenzierter an die Sache ging und spannende Bilder von extrem operierten Menschen gemacht hat. Er bedient damit nicht nur die gehässigen Voyeure, die zu feige oder zu pleite zum Operieren sind, sondern stellt spannende Fragen wie:
„When we re-make ourselves, are we revealing our true character, or are we stripping away our very identity? Perhaps we are creating a new kind of beauty. An amalgam of surgery, art, and popular culture? And if so, are the results the vanguard of human induced evolution?“

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Ich finde die Fragen interessant. Vielleicht fühlten sie im falschen Körper, nur eben nicht geschlechtlich, sondern körperlich? Vielleicht ist es Kunst am eigenen Körper? Auf jeden Fall finde ich Toledanos Models, die sich selbst als etwas Neues schaffen, viel mutiger und konsequenter als die ganzen in die Jahre gekommenen Schauspielerinnen mit ihren „guten Genen“.

Außerdem gibt es noch mehr gute Gründe für ein operiertes Botox-Gesicht:

  1. Nie wieder ein Gesicht wie 10 Tage Regenwetter.
  2. Pokern ohne alberne Brille.
  3. Immer GewinnerIn bei „Wer zuerst lacht, hat verloren“.
  4. Ohne mit der Wimper zu zucken Riverdance-Aufführungen sehen oder 5 Minuten die Hand über einer brennenden Kerze halten.
  5. Mario Barth hängt endlich seine Karriere an den Nagel.