taketheselies-rahmen-220x3002Lauren Graham is back! Yeah!

Wer jetzt kurz überlegen muss, wer Lauren Graham ist: Sie hat 7 Staffeln lang die Lorelei in der Serie Gilmore Girls gespielt. Dienstag, also am 02. März 2010 lief auf dem amerikanischen Sender NBC die Pilotfolge ihrer neuen Serie Parenthood. Graham spielt Sarah Braverman, eine alleinerziehende Mutter, die mit ihren zwei pubertierenden Kindern wieder bei den Eltern einzieht und dort nicht nur mit dem eigenen Pleite sein, sondern auch mit ihren drei Geschwistern, deren Familien und einigen Gespenstern aus der Vergangenheit konfrontiert wird.

Wer jetzt eine zweite Lorelei Gilmore erwartet, wird leider enttäuscht werden. Das kann man positiv deuten, denn Lauren Graham ist offensichtlich eine so talentierte Schauspielerin, dass man gleich in der ersten Sekunde vergessen hat, dass sie jemals die Mutter von Rory Gilmore (Alexis Bledel) gespielt hat. So ganz kann ich meine Erwartungen aber nicht gleich runterschrauben und bin schon ein wenig enttäuscht, dass der Serie die Ironie, der Sprachwitz und die Dynamik so vollkommen abgehen. Aber wie heißt es so schön: Ein Pilot macht noch keine Serie und das Verhältnis Misslungenes und Gelungenes hält sich so sehr die Waage, dass ich wenigstens noch die nächsten zwei Folgen anschauen werde.

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(Achtung: Spoiler!)

Sarahs älterer Bruder Adam (Peter Krause, bekannt aus Six Feed Under) erfährt, dass sein Sohn autistisch ist, ihre Schwester Julia (Erika Christensen) schlägt sich damit herum, dass ihre kleine Tochter fixierter auf ihren Mann ist als auf sie und der kleinste Bruder Crosby (Dax Shepard!) will weder Vater noch erwachsen werden. Zumindest ersteres passiert dann schneller als erwartet.

(Ende: Spoiler!)

Wem das alles übrigens bekannt vorkommt: Der Pilot von Parenthood spielt den gleichnamigen Spielfilm von Regisseur Ron Howard (The Da Vinci Code) unter aktualisierten Vorzeichen noch mal durch. 1989 spielte dort die wunderbare Dianne Wiest, die derzeit einfach großartig die Psychoanalytikerin Gina in der HBO-Serie In Treatment spielt, Lauren Grahams Rolle. Steve Martin und Keanu Reeves waren auch mit dabei. Nur dass die Familie damals noch Buckman hieß. Eine Serie mit dem Titel gab es übrigens auch schon. In der spielte Leonardo di Caprio eine seiner ersten Rollen, die Show floppte aber bald.

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NBC springt mit Parenthood aktuell auf einen erfolgreichen Zug auf, denn Patchwork-Familienserien, die aus Sicht der Eltern erzählen, sind im Trend.

Modern Family zum Beispiel ist eine Mockumentary-Serie, die sich um das Leben der Familie Pritchett dreht. Jay Pritchett (Ed O‘Neill aka Al Bundy!) ist in zweiter Ehe mit Gloria verheiratet, sein Sohn Mitchell und dessen Mann Cameron haben gerade eine Tochter adoptiert und seine Tochter Claire lebt mit ihren drei Kindern und einem unglaublich blöden Ehemann im Einfamilienhaus. Ich habe es schon mal gesagt, das Witzigste an dieser Serie sind die Kinder.

Auch Cougar Town hat sich in dieser Richtung entwickelt und vielleicht sollte man diese Serie langsam umbenennen, denn meine Anfangsbefürchtungen haben sich nicht bestätigt. Von dem Klischee einer Vierzigjährigen, die hauptsächlich irgendwelchen Typen hinterher rennt, hat sich die Comedyshow zu einer witzigen Serie über eine chaotische Familie bestehend aus Freunden, Nachbarn, Expartnern, Kindern und Kollegen eingependelt bei denen ständig alles, aber wirklich alles aus dem Ruder läuft.

Im Gegensatz zu Modern Family geht es bei Cougar Town sehr selten um klebrige Familienzusammenführungen. Ich verstehe sowieso nicht wieso Comedys, die kritisch mit Rollenbilder verfahren, am Ende die ganze glückliche Familie an einem Tisch versammeln müssen. Das war ja auch die schöne Message der Gilmore Girls: Liebe und Geborgenheit bedeuteten in Stars Hollow nicht, dass sich am Ende jeder Folge alle in die Arme fallen mussten. Am Besten zu Geigenmusik. Im Gegenteil: Mit einer Emily Gilmore in der Familie war das sogar unmöglich. Und auch sonst passierte zu viel Leben.

Aber es ist wohl ungerecht von Lauren Graham zu verlangen für den Rest ihres Lebens Lorelei Gilomore zu sein und es ist auch unrealistisch, dass so eine Serie wie Gilmore Girls jemals wieder geschrieben werden wird, deswegen gebe ich mich optimistisch und hoffe, dass trotz des „We are one family“-Kitsches, den es auch in der ersten Folge von Parenthood gab, die Serie in den erzählten Geschichten eine andere erzählerische Ausfahrt nimmt. Mehr Chaos, weniger Geigen, das wäre schön. Das Potential ist da.

Bilder: Parenthood 2010 via, Parenthood 1989 via.