taketheselies-rahmen-220x3005Letzten Freitag wurde auf verschiedenen Internetseiten Lady Gagas neuestes Musikvideo präsentiert. Telephone setzt locker da an, wo das vorletzte Video Paparazzi, bei dem ebenfalls Jonas Akerlund Regie führte, aufgehört hat.

Genau wie das Paparazzi-Video ist Telephone eine Collage aus Videoclip- und Popreferenzen, trotzdem bildet eine filmische Erzählung mit Vor- und Nachspann sowie Zwischensequenzen den Rahmen.

Lady Gaga hatte ihren Freund, dargestellt von Alexander Skarsgard (True Blood), vergiftet, jetzt muss sie ins Gefängnis und da sie eine Frau ist, muss sie ins Frauengefängnis.

Aber ist sie wirklich eine? Das war eine Frage, die der Boulevard in den letzten Monaten immer wieder gestellt hat nachdem angeblich Bilder von Gaga mit Penis im Netz aufgetaucht waren.

Gleich zu Beginn des Videos gibt sie darauf eine vage Antwort. Nachdem sie von zwei Wärterinnen in ihre Zelle geführt wird und diese sie ihrer Klamotten entledigen, springt sie an die Gitter; die Brüste sind mit Gaffer abgeklebt und ihr Geschlecht – wird zensiert. „Too bad she doesn‘t have a dick“, sagt die eine Wärterin zur anderen. Aber so richtig klar ist trotzdem nichts.

You‘ve Been A Very Bad Girl

lady-gaga-telephoneGaga kommt nach wunderbaren Kostümwechseln und ein paar Prügel-, Kuss- und Tanzszenen aus dem Gefängnis frei, weil ihre Freundin die Kaution bezahlt hat. Und ihre Freundin ist niemand geringeres als Beyoncé, die vor dem Gefängnis im Yellow Pussy Wagon aus Tarantinos Kill Bill auf Gaga wartet. Erzählt wird im Rest des Videos eine Thelma und Louise-Geschichte, garniert mit einigen Kostümwechseln, unter anderem auch einer Tanzchoreografie im Wonder Woman-Outfit und einem Abgang mit Schwarze Witwen-Hüte, womit die „Starke Frauen in Filmen“-Thematik relativ klar umrissen ist.

Let‘s Make A Sandwich

Der eigentliche Fun-Teil spielt sich im Diner ab: grelle Outfits, spaßige Choreografien zum Refrain sowieso das Vergiften von Beyoncés miesem Boyfriend. Und weil Beyonce und Gaga richtige Bad Girls sind, bringen sie auch noch den Rest der Gäste um. Schließlich ist die von Gaga selbst inszenierte Popwelt ein zombieesker Monster‘s Ball gespickt mit Pop-, aber eben auch Horrorelementen.

Gleich als das Video online war, gab es in vielen Kommentaren einen Sturm der Entrüstung, ob der Schleichwerbung im Video. Neben den von ihr designten Ohrenstöpseln und einer Polaroid-Kamera, für die Lady Gaga bereits als Werbebotschafterin fungiert, wird außerdem mehrmals penetrant ein Handy ins Bild gehalten. Ich bin mir aber gar nicht sicher ob das wirklich schlimm ist, schließlich kann man Werbung, die so offensichtlich passiert, kaum als Schleichwerbung bezeichnen und irgendjemand musste schließlich auch für das Video bezahlen.

Egal wie oft ich die Frage nach meiner Lady Gaga-Faszination gestellt bekomme oder sie mir selber stelle, ich kann sie nicht klar beantworten. Und vielleicht macht das auch schon einen Teil dessen aus. Es macht Spaß, die von ihr gestreuten Zeichen zu deuten, weil sie sie offensichtlich zu großen Teilen selber wählt, vor allem im Bezug auf ihre Videos. Die Veröffentlichung eines Clips gehört mittlerweile nicht mehr zwangsläufig zur Inszenierung eines Popstars und das macht ihre sowieso schon besonderen Videos noch interessanter. Ganz bestimmt ist der von ihr inszenierte Widerspruch eines klassischen Popsternchens, das trotzdem als Autor ihrer eigenen Strategie die Zügel in der Hand hält ein wichtiger Faktor. Ganz abgesehen vom großen Spaß, den das Video zu Telephone macht, gelingt es Lady Gaga wieder einmal sich selbst als Erbin einer vergangenen Popkultur-Ära zu inszenieren und dabei trotzdem den Metakommentar, der sowohl Kritik als auch Bewunderung ist, immer mit einzubeziehen.

Was allerdings wirklich unglaublich ist, ist dass Lady Gaga scheinbar immer noch schocken kann. Nach Jahrzehnten voller Popaufreger sollte man ja meinen, mittlerweile sei alles ausgereizt. Aber MTV hat bereits angekündigt das Video zu Telephone nicht auszustrahlen. Aber wen juckt das? Das Musikfernsehen ist doch sowieso schon längst ins Internet umgezogen.

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